Forte, Rocco! Die luxuriöse Palastrevolution

Mit seinen Luxushotels in Frankfurt, Berlin und nun auch in München hat Rocco Forte jetzt auch in Deutschland neue Maßstäbe gesetzt – nachdem er das mit seiner „Kollektion der Edelherbergen“ auch schon in Weltstädten wie St. Petersburg, Rom und London getan hat.
November 13, 2015

ein schlossaehnliches hotel Mit seinem Namen könnte er ja eigentlich auch ein Aufputschmittel herausbringen – und er selbst wäre ein glaubwürdiges Testimonial: Der klingende Name Rocco Forte findet sich nicht nur ganz oben im Organigramm eines der nobelsten Hotelimperien weltweit, sondern regelmäßig auch weit vorne in den Ergebnislisten diverser Ironman-Veranstaltungen. Mit seinen 62 Jahren ist er nämlich noch immer so ein Energieprotz, dass er die Strapazen von 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen nicht nur überlebt, sondern auch noch als Kraftquelle für seinen Job nützt – für den er wahrlich viel Energie braucht. Hat er sich doch aufgemacht, den Begriff des Luxushotels neu zu definieren. Rund ein Dutzend hat er schon in Europa. Genf, Prag und Sizilien werden folgen, bis zu 20 sollen es insgesamt werden.
Nicht als Kette, sondern als Kollektion, wie er gerne unterstreicht. Jedes muss für sich einzigartig sein. „Man muss ein Hotel kreieren, das es noch nicht gibt“, erklärt der zum Sir erhobene Engländer Rocco Forte. „Und es muss die richtige Mischung für jede Stadt sein.“ Wenn man sich seine Prunkstücke ansieht, weiß man, was er meint. Eleganz ist sein Stilmittel. Möbel und Accessoires sind oft Einzelstücke, von Meisterhand speziell angefertigt für das jeweilige Hotel.
Etwa im „The Charles Hotel“, das nun in München seine Pforten öffnet, sowie im „Hotel de Rome“, das im Oktober des Vorjahres gleich neben dem Berliner Gendarmenmarkt eröffnet worden ist und für den 62-Jährigen das bisher am besten gelungene darstellt. Einst war das prachtvolle Gebäude die herrschaftliche Niederlassung der Dresdner Bank – heute schwimmen die Gäste in den früheren Tresorräumen, die durch die Integration der dicken Stahltüren als solche auch noch zu erkennen sind und nun statt Geld den Spa-Bereich beherbergen. In den Holzverkleidungen der Suiten sind noch die Löcher zu sehen, die in weniger ruhmreichen Tagen Granatsplitter geschlagen haben.
Modern, edel und zeitlos gestaltet ist es – kein Plüsch, nicht unterkühlt. Stimmig. Dafür sorgen der Sir selbst und seine Schwester Olga Polizzi, die bei der Gestaltung ihrer Kollektion nichts aus der Hand geben. Er kauft die Gebäude (manchmal auch ohne Rückfrage bei den anderen Vorständen des Unternehmens), dann überlässt er alle Designfragen ihr.
Gemeinsam bildet das Geschwisterpaar ein Gespann mit enormer Zugkraft. „Wir gehen uns manchmal ziemlich auf die Nerven“, lacht Olga. Aber richtigen Streit habe es noch nie gegeben. „In jeder Rede, die ich halte, betone ich das große Glück, eine Schwester wie dich zu haben“, kontert er.
75 Millionen Euro sind in den drei Jahre dauernden Umbau geflossen – jetzt bietet das „Hotel de Rome“ 146 Zimmer bzw. Suiten mit allem, was dazugehört: großzügige Bäder, Fußbodenheizung, drahtloses Internet, kostenlose Zeitungen, Kinderbetreuung, Spa-Bereich, Restaurant und was ein 5-Sterne-Hotel sonst noch alles braucht. Sogar noch mehr, denn „Luxus bedeutet hochwertigen und unaufdringlichen Komfort zu bieten“, meint Forte. „Ein gut ausgestatteter Fitnessbereich ist in Businesshotels die Norm, aber echte Wellnessbereiche werden immer beliebter – mit gezielten Anwendungen im Gesundheitsbereich in ruhigem Umfeld. Und natürlich sind meine Angestellten angehalten, alles möglich zu machen.“
Rocco Forte im Anzug die Tuer in der Hand Von ihm wird ein Ausspruch kolportiert, den getan zu haben er mittlerweile zwar nicht bestätigen möchte, aber auch nicht dementiert, weil er seinem Wesen entspricht: „Wenn ein Gast sagt: ,Bitte ein Kamel!‘ dann dürfen die Mitarbeiter nicht fragen: ,Wofür?‘, sondern: ,Als Transportmittel, am Stück oder in Scheiben?‘“ Diesen Luxus lässt er sich auch bezahlen: Während in Berlin im Vorjahr der durchschnittliche Preis für Übernachtungen in 4- bzw. 5-Sterne-Hotels bei 127 Euro lag, steht der Einstiegspreis im „de Rome“ laut Website bei 230 Euro, die Junior-Suiten um 450 Euro, die Präsidenten-Suite ist – das steht freilich nicht im www – angeblich um 4800 Euro wohlfeil.
Doch Berlin ist nur eine der Weltstädte, in denen Rocco Forte Luxus pur bietet: Frankfurt (Fortes „Villa Kennedy“ war das Basislager für die letzte Europa-Tournee der Rolling Stones), St. Petersburg, London, Rom, Florenz und weitere klingende Namen finden sich auf der Liste. In weniger als zehn Jahren hat er dieses Imperium aus dem Boden gestampft – nachdem er „die größte Niederlage meines Lebens“ zu verkraften hatte. 1993 hatte er 800 Hotels und 1000 Restaurants in 50 Ländern von seinem Vater Lord Charles Forte übernommen, drei Jahre später war er das Unternehmen schon wieder los – durch eine feindliche Übernahme. „Das war der Ausverkauf meiner Gefühle“, sagt er im Rückblick. Freilich stieg er finanziell nicht schlecht aus, also begann er 1997 damit, Hotels zu kaufen, sie umzubauen, neu einzurichten und dabei nicht auf Masse, sondern auf Klasse zu setzen. Auf Spitzenklasse! Das kann er, wie das Beispiel St. Petersburg beweist. Dort hat er binnen kürzester Zeit mit seinem „Astoria“ die bisherige Nummer 1 überholt: das renommierte Hotel Europa.
Ein Resultat harter Arbeit, die er schon von Kind auf gewöhnt ist. Während seine Freunde Ferien machten, arbeitete er in den väterlichen Hotels – und fing ganz unten beim Tellerwaschen an. Den dabei wohl zwangläufig entwickelten Kampfgeist lässt er noch heute erkennen: Nicht nur beim Aufbau seiner „Kollektion“, sondern auch beim Triathlon.

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Der Marathonmann

Sir Rocco Forte wurde am 18. Jänner 1945 in Bournemoth (England) geboren. Schon in Jugendjahren arbeitete er – etwa als Tellerwäscher – in den 800 Hotels und 1000 Restaurants seines Vaters. Nach einem Studium in Oxford übernahm er 1993 das väterliche Unternehmen, das 1995 an Gerry Robinsons „Granada Ultimately“ ging – im Zuge einer feindlichen Übernahme. Das Geld war das Startkapital für Fortes eigenes Hotelimperium, das mittlerweie 12 Hotels in Europa umfasst und weiter wächst. Das Forte-Familienvermögen wird auf 385 Millionen Pfund (557 Millionen Euro) geschätzt.
www.roccofortehotels.com

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