Editorial der Ausgabe 256: Jetzt mal Klartext, liebe Regierung!

So stark die Gastronomie auch von der Coronakrise getroffen wurde – es gibt verschiedene Learnings, die man aus dieser Pandemie und den Lockdowns ziehen kann.
September 15, 2021 | Text: Christian Nezmah, Jürgen Pichler

Erstens: Simulationswissenschaftler behalten in der Regel recht. Zweitens: Wir wissen nun, dass nicht nur die Gastronomen, Hoteliers und Veranstalter bereit sind, Schutzmaßnahmen mitzutragen, sondern auch die Gäste. Drittens: Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass 3G in der Gastronomie und Hotellerie funktioniert und diese dadurch nachweislich keine „Superspreader-Events“ zu verantworten haben.

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Christian Nezmah coo@rollingpin.com und Jürgen Pichler ceo@rollingpin.com

Wir stehen nun aber vor dem Problem, dass die vierte Welle voll im Anrollen ist, die Durchimpfung im Vergleich zu anderen Ländern stagniert und wir damit meilenweit von einer Herdenimmunität und echter Normalität entfernt sind. Wenn die österreichische und die deutsche Bundesregierung eine Wintersaison oder das nicht existente Weihnachtsgeschäft von 2020 verhindern wollen, müssen sie nun ganz rasch Mut aufbringen und klare Regeln kommunizieren, damit Vollimmunisierte garantiert und ohne Einschränkungen konsumieren sowie Veranstaltungen besuchen können.

Während vor Monaten noch „Impfstoff“ das Zauberwort war, ist es heute „Planbarkeit“. Gastronomen, Hoteliers, Veranstalter und Gäste benötigen diese dringendst. Ohne Planbarkeit werden keine großen Unternehmen Weihnachtsfeiern buchen, sondern weiterhin auf Geschenkpakete setzen. Ohne Planbarkeit werden wenige Familien ihren Schiurlaub buchen. Ohne Planbarkeit wird es keine Veranstaltungen geben, was den wirtschaftlichen Ruin vieler Veranstalter, Caterer, Locationbetreiber und Freelancer einläuten würde.

Ohne Planbarkeit ist es für Gastronomen und Hoteliers nahezu unmöglich, Mitarbeiter einzustellen, weil sie gar nicht wissen, was sie überhaupt wie anbieten dürfen. Ohne Planbarkeit werden noch viel mehr Mitarbeiter der Gastronomie und Hotellerie die Branche verlassen.

Wir alle wissen: Das oberste Prinzip der Politik ist, die Gesundheit und das Leben eines jeden Einzelnen zu schützen. Genauso wissen wir aber auch, dass 90 Prozent der Patienten, die sich wegen Covid im Krankenhaus befinden, nicht vollständig geimpft sind. Die deutsche Regierung sollte daher raschest – wie es die österreichische Regierung bereits getan hat – eine klare Ansage liefern, wann, das heißt: ab welcher Belegung an Intensivbetten, auf 2G oder 1G umgestellt werden muss.

Verständlicherweise wird es bei einer eventuell notwendigen Rückstufung auf 2G oder 1G bei den Nichtimmunisierten zu einem Aufschrei kommen. Es geht aber nicht darum, 100 Prozent der Bevölkerung zufriedenzustellen. Das gelingt sowieso niemals. Es geht vielmehr darum, den Mut zu haben, klare Regeln auszusprechen, welche über 80 Prozent der Bevölkerung sowie den Gastronomen, Hoteliers und Veranstaltern wieder ein normales Leben ermöglichen.

Liebe Bundesregierungen, liefert! Die Gäste wollen konsumieren, Weihnachtsfeiern und Veranstaltungen besuchen sowie ihren Winterurlaub buchen. Die Gastronomen, Hoteliers, Veranstalter sowie Mitarbeiter wollen planen und arbeiten. Dazu bedarf es jedoch einer schnellen, klaren sowie verbindlichen Aussage, dass die Konsumation, der Besuch einer Veranstaltung oder der Urlaub mit 1G ohne Einschränkungen möglich sein wird.

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