KI Rezepte: Die Wahrheit hinter dem viralen Fake-Food
Sie sehen aus wie echte Rezepte. Sie klingen nachvollziehbar, sind gut inszeniert, und was viele nicht auf den ersten Blick erkennen: sie wurden komplett erfunden. Willkommen in der Welt der KI Rezepte!
Was auf TikTok, Instagram Reels oder Pinterest als smarter Küchenhack erscheint, ist oft nichts als generierter Massen-Content. Fake-Food. KI-Slop. Optisch überzeugend, algorithmisch optimiert, aber völlig losgelöst von jeder kulinarischen Realität.
Immer häufiger sind diese Rezepte nicht nur unbrauchbar, sondern potenziell gefährlich. Zutaten fehlen. Temperaturen stimmen nicht. Mengenangaben machen keinen Sinn. Trotzdem gehen die Clips viral – denn Plattformen belohnen Performance, nicht Präzision.
Die Folge: Eine neue Art digitaler Küchenillusion. Perfekt inszeniert, hochglanzpoliert, aber inhaltlich leer. Das ist die Welt der KI-generierten Kulinarik, in der nicht mehr gekocht wird, sondern simuliert.
Und das ist kein Nischenphänomen mehr: Es ist ein Strukturwandel.
Sie sehen aus wie echte Rezepte. Sie klingen nachvollziehbar, sind gut inszeniert, und was viele nicht auf den ersten Blick erkennen: sie wurden komplett erfunden. Willkommen in der Welt der KI Rezepte!
Was auf TikTok, Instagram Reels oder Pinterest als smarter Küchenhack erscheint, ist oft nichts als generierter Massen-Content. Fake-Food. KI-Slop. Optisch überzeugend, algorithmisch optimiert, aber völlig losgelöst von jeder kulinarischen Realität.
Immer häufiger sind diese Rezepte nicht nur unbrauchbar, sondern potenziell gefährlich. Zutaten fehlen. Temperaturen stimmen nicht. Mengenangaben machen keinen Sinn. Trotzdem gehen die Clips viral – denn Plattformen belohnen Performance, nicht Präzision.
Die Folge: Eine neue Art digitaler Küchenillusion. Perfekt inszeniert, hochglanzpoliert, aber inhaltlich leer. Das ist die Welt der KI-generierten Kulinarik, in der nicht mehr gekocht wird, sondern simuliert.
Und das ist kein Nischenphänomen mehr: Es ist ein Strukturwandel.
Die perfekte Illusion: Rezepte aus dem Nichts
Die Mechanik ist schnell erklärt: Ein KI-System generiert ein visuell ansprechendes Food-Bild, verknüpft es mit einem pseudo-realistischen Rezepttext, fügt ein dramatisches Voiceover hinzu… und voilà, fertig ist das virale Kochvideo. Es sieht aus wie Content, dem man vertrauen kann.
Nur: Es stimmt nichts davon.
Dass diese Inhalte trotzdem viral gehen, liegt am Algorithmus. Plattformen priorisieren das, was performt, nicht das, was stimmt. Engagement schlägt Qualität. Je auffälliger, simpler und extremer, desto besser die Sichtbarkeit. Ob das Rezept funktioniert, spielt keine Rolle.
Facebooks Feed-Fiktion: Inhalte ohne Menschen
Ein aktuelles Whitepaper von Meta (dem Betreiber von Facebook, WhatsApp, Instagram, u.a.) beschreibt, wie weit diese Automatisierung bereits gedacht ist. Die Plattform will massenhaft Inhalte durch KI generieren lassen – für Facebook-Gruppen, lokale Empfehlungen, Reisetipps oder Kochideen. Rezepte inklusive.
Meta spricht davon, „tausende relevante Inhalte“ automatisch zu erstellen, samt Produktempfehlungen, Tipps und Bewertungen. Redaktioneller Hintergrund? Fehlanzeige. Menschen sollen konsumieren, nicht gestalten.
Besonders perfide: Oft sind es nicht mal echte Menschen, die diese Inhalte posten oder kommentieren. Automatisierte Accounts interagieren mit KI-generierten Rezepten, geben generierte Bewertungen ab, teilen generierte Clips – und schaffen damit die Illusion organischer Relevanz.
Dieser Mechanismus ist Teil der sogenannten Dead Internet Theory: Einer digitalen Landschaft, in der Inhalte zunehmend nicht mehr von Menschen, sondern von Algorithmen produziert, verbreitet und bewertet werden. Was viele Views hat, scheint glaubwürdig, selbst wenn es inhaltlich leer ist.
Für Nutzer:innen, die diese Mechanismen nicht kennen, wirkt das wie echte Reichweite. Ein Rezept mit zehntausenden Likes, Kommentaren und Shares? Das muss doch funktionieren. Nur: Wer genau hinschaut, erkennt, dass der Content generisch, die Bilder unrealistisch, und die Aussagen inhaltslos sind.

Auch Suchmaschinen machen mit: Relevanz war gestern
Was lange als Tor zu verlässlichem Wissen galt, wird selbst zur Quelle von Desinformation. Wer 2025 ein Rezept googelt, landet immer häufiger auf Seiten, die ausschließlich für SEO geschrieben wurden: 1000 Wörter voll Phrasen, ohne Substanz, ohne Autor:in, ohne kulinarische Integrität.
Seit der Einführung von Googles SGE (Search Generative Experience) dominieren KI-generierte Antworten die Suche. Sie klingen hilfreich – sind aber häufig falsch, redundant oder unbrauchbar. Sichtbarkeit wird nicht mehr durch Fachwissen erreicht, sondern durch Keyword-Dichte und Performancetricks.
Die Folge: Echte Rezepte, von echten Profis entwickelt, getestet, überarbeitet – sie verschwinden unter einer glatten, hohlen Schicht aus Algorithmus-gerechtem Content.
Die echten Risiken der KI Rezepte
Es geht längst nicht mehr nur darum, ob ein Gericht gelingt. Es geht um Vertrauen.
Wer wiederholt auf falsche oder schlecht gemachte Rezepte stößt, verliert das Vertrauen nicht nur in die Plattform, sondern ins Medium an sich. Die Grenze zwischen kulinarischem Handwerk und generierter Simulation beginnt zu verschwimmen.
Und dieser Trend ist nicht auf die Küche beschränkt.
Auch im Literaturbetrieb hat die Welle des Algorithmus-gesteuerten Contents längst Einzug gehalten. Plattformen wie TikTok spülen massenhaft sogenannte „viral books“ in die Feeds – Romane, die nicht geschrieben wurden, um gelesen zu werden, sondern um zu performen. Genretreue, visuell einheitlich, maschinell geglättet, mit einem Cover, das auf Social Media funktioniert. Sprache, Stil, Tiefe? Zweckmäßig. Sichtbarkeit ist das Ziel.
Das Ergebnis: viele Bücher entstehen nicht mehr aus Liebe zur Sprache oder zum Storytelling, sondern aus Kalkül. Und was dort passiert, passiert hier mit Rezepten, denn auch in der Küche wird Performance zur Währung.
Auch Kochbücher sind betroffen
Dieser Shift macht nicht einmal vor dem Kochbuchregal halt. Auf Plattformen wie Amazon finden sich heute unzählige KI Rezepte, verpackt in generisch gelayoutete Kochbücher: inhaltlich hohl, visuell glatt, komplett KI-generiert. Keine Einleitung, kein Hintergrund, keine Autor:in. Nur ein generisches Layout, ein algorithmisch erstellter Rezepttext, und manchmal sogar ein KI-generiertes Bild, das mit dem Gericht nichts zu tun hat.
Der Substack The Cronica dokumentiert solche Beispiele: Rezepte ohne Flüssigkeiten. Garpunkte jenseits der Physik. Zutatenlisten ohne Zusammenhang. Was aussieht wie ein Kochbuch, ist nichts weiter als ein SEO-PDF mit Food-Buzzwords.
Und trotzdem: Es verkauft sich. Denn Plattformen belohnen Sichtbarkeit, nicht Substanz.
Was auf dem Spiel steht
Rezepte sind mehr als Zubereitungsvorschläge. Sie sind kulturelle Praxis, Handwerk, Verantwortung. Wenn diese Verantwortung durch KI ersetzt wird – also durch Systeme, die nicht schmecken, riechen, testen können –, verlieren wir mehr als nur kulinarische Qualität. Wir verlieren Authentizität.
Wenn Essen nur noch Content ist, verliert es seine Substanz.
Noch gravierender sind die praktischen Risiken: Falsche Temperaturen, fehlende Garanleitungen, allergene ohne Kennzeichnung, potenziell gefährliche Kombinationen… Was „gut aussieht“, kann in der Realität gesundheitsgefährdend sein.
Und am Ende steht die Frage: Wer trägt Verantwortung? Wenn Inhalte anonym, automatisch und massenhaft erstellt werden – wer haftet, wenn etwas schiefläuft? Wer schützt die Rechte von Köch:innen, deren Inhalte ungefragt verarbeitet werden?

Was du gegen KI Rezepte tun kannst (und solltest!)
Klingt alles erstmal nach Hausverstand: Quelle checken, Bild anschauen, Text lesen. Klar. Aber die Realität ist komplizierter.
YouTube-Kanäle wie „Super Recipes“ oder ähnliche TikTok-Accounts liefern KI-generierte Videos, die so glatt, so präzise, so hübsch aussehen, dass man kaum glauben kann, dass dahinter kein Mensch steht. Glänzende Pfannen, perfekt geschnittenes Gemüse, keine Reste, kein Schmutz, kein Kochausrutscher. Alles läuft wie am Schnürchen, und genau das ist das Problem.
Denn echte Küche ist nicht perfekt. Sie ist unordentlich. Sie knistert. Sie improvisiert. Was wie ein Hochglanz-Werbespot aussieht, wurde oft nie gekocht.
Was du trotzdem tun kannst:
Vertraue deinem Bauchgefühl – aber hinterfrage es. Wenn dir ein Rezept „zu einfach“ vorkommt, wenn die Mengenangaben komisch wirken oder die Anleitung lückenhaft ist: Stopp. Vielleicht ist es Fake. Vielleicht ist es eine Kopie. Vielleicht ist es nur ein Clip für Klicks.
Achte auf Details – oder deren Fehlen. Gibt es Anleitungen, die ohne Garzeiten auskommen? Zutaten, die nur im Text vorkommen, aber nicht im Video? Oder Zutaten, die im Bild auftauchen, aber nirgendwo im Text? Das sind klassische Fehler generierter Inhalte.
Hinterfrage die Sprache. Klingt der Text wie aus einem Werbeprospekt? Voll mit Allgemeinplätzen wie „ein köstlicher Genuss“ oder „ideal für jede Gelegenheit“ – aber ohne echte Küchenlogik? Dann ist er wahrscheinlich maschinell entstanden oder wurde automatisiert überarbeitet.
Und vor allem: Sei nicht zu streng mit dir selbst. Diese Systeme sind darauf trainiert, echt zu wirken. Wenn selbst Profis manchmal nicht auf Anhieb erkennen, was generiert wurde – wie soll es dann jemand, der nur schnell nach einem Rezept sucht?
Es geht nicht darum, alles zu durchschauen. Es geht darum, sensibler zu werden. Aufmerksamer. Kritischer. Und auch solidarischer mit jenen, die sich echte Mühe geben. (Und in der Not kann man immer andere fragen – Subreddits wie /RealOrAI sind ja genau deswegen erfunden worden!)
Außerdem: Was du heute nicht klickst, taucht morgen seltener auf. Algorithmen belohnen Aufmerksamkeit, nicht Qualität. Deshalb: Wenn dir Inhalte verdächtig vorkommen, push sie nicht. Und wenn du etwas richtig Gutes findest: teil es. Kommentier. Lass es sichtbar werden.
KI Rezepte: gekommen, um zu bleiben?
KI Rezepte sind kein Zukunftsthema mehr – sie sind längst Realität. Still, subtil, flächendeckend verändern sie die Welt des Kochens, und nicht unbedingt zum Besseren.
Wenn Algorithmen entscheiden, was wir sehen, glauben und nachkochen, braucht es Menschen, die wissen, was richtig ist. Menschen, die neugierig bleiben. Die echten Geschmack höher bewerten als Performance.
Denn Essen ist mehr als Content. Es ist Kultur. Und Kultur verdient Echtheit.
Qualität ist selten laut. Sie ist oft leise, unsichtbar, aufwendig. Aber gerade deshalb: unverzichtbar.