Arbeiten in Südafrika

Die Fußballweltmeisterschaft 2010 in SA wird ein Spektakel. Doch sind es die Jobchancen auch. Ein Erfahrungsbericht aus dem Land der Gegensätze.
November 13, 2015 | Fotos: One&Only Cape Town, Starwood Hotels & Resorts, The Leading Hotels of the World, Fairmont Hotels & Resorts, Getty Images, Daniela Rupp, beigestellt

Arbeiten in Südafrika
Südafrika ist jedem bekannt – wenn nicht durch die Elefanten oder die hohe Kriminalität, dann wegen der Fußballweltmeisterschaft im nächsten Juni und Juli. In dieser Zeit werden an die 450.000 Fans des runden Leders im Kapstaat erwartet. Genauer gesagt in Johannesburg, Durban, Kapstadt, Tshwane/Pretoria, Port Elizabeth, Nelspruit, Mangaung/Bloemfontein, Polokwane und Rustenburg. Dafür werden 55.000 zusätzliche Betten benötigt. Zudem ist der Tourismus einer der am schnellsten wachsenden Branchen in Südafrikas Wirtschaft. 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden aus diesem Wirtschaftszweig lukriert. So scheint es, als ob die Jobchancen für Expats in der Regenbogennation im kommenden Jahr schillernd sein werden. „Man sollte sich aber keine falschen Hoffnungen machen, denn viele Positionen sind bereits besetzt. Aber der Hotelboom hält an und so gibt es immer eine Möglichkeit für einen passenden Job. Was zählt, ist die eigene Leistung und das gilt eigentlich für alle Staaten“, weiß Friedrich Schäfer, Area Manager der „Arabella South Africa Holdings (Pty) Ltd“ und gleichzeitig General Manager des „Westin Grand Capetown Arabella Quays“. Auch die gebürtige Schleswig-Holsteinerin Michelle Readwin, die seit August im „Grande Roche Hotel“ am Guest Service Desk arbeitet, ist derselben Meinung: „In der hochklassigen Hotellerie werden vor allem Positionen in der Küche, am Empfang und im Service an deutschsprachige Expats vergeben. Wer sich beweisen kann, hat langfristig gesehen sehr gute Auafstiegschancen.“ Damit man den Arbeitgeber aber von seinen Qualitäten überzeugen kann, ist es ein langer Weg. Eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, gelingt nur in vier Fällen: Möglichkeit 1 ist, dass Sie einen südafrikanischen Ehepartner oder Lebensgefährten haben und mit diesem bereits fünf (glückliche) Jahre verbracht haben. Möglichkeit 2 liegt auf der Hand: Sie haben Arbeit gefunden. Doch in diesem Fall muss der Arbeitgeber nachweisen, dass die freie Stelle öffentlich ausgeschrieben war und sie nicht von einem Local besetzt werden konnte. „Zusätzlich werden ein polizeiliches Führungszeugnis aus jedem Land, in dem man gearbeitet hat, sowie ein Gesundheitscheck inklusive Röntgenaufnahmen verlangt. Allein dieser Vorgang benötigt bis zu drei Monate“, führt Schäfer genauer aus. Möglichkeit 3: Sie haben eine außergewöhnliche Fähigkeit. Welche das sein könnte, wird aber nicht genauer ausgeführt – versuchen Sie einfach Ihr Glück. Die letzte Möglichkeit ist die einfachste, aber…

Arbeiten in Südafrika
Südafrika ist jedem bekannt – wenn nicht durch die Elefanten oder die hohe Kriminalität, dann wegen der Fußballweltmeisterschaft im nächsten Juni und Juli. In dieser Zeit werden an die 450.000 Fans des runden Leders im Kapstaat erwartet. Genauer gesagt in Johannesburg, Durban, Kapstadt, Tshwane/Pretoria, Port Elizabeth, Nelspruit, Mangaung/Bloemfontein, Polokwane und Rustenburg. Dafür werden 55.000 zusätzliche Betten benötigt. Zudem ist der Tourismus einer der am schnellsten wachsenden Branchen in Südafrikas Wirtschaft. 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden aus diesem Wirtschaftszweig lukriert. So scheint es, als ob die Jobchancen für Expats in der Regenbogennation im kommenden Jahr schillernd sein werden. „Man sollte sich aber keine falschen Hoffnungen machen, denn viele Positionen sind bereits besetzt. Aber der Hotelboom hält an und so gibt es immer eine Möglichkeit für einen passenden Job. Was zählt, ist die eigene Leistung und das gilt eigentlich für alle Staaten“, weiß Friedrich Schäfer, Area Manager der „Arabella South Africa Holdings (Pty) Ltd“ und gleichzeitig General Manager des „Westin Grand Capetown Arabella Quays“. Auch die gebürtige Schleswig-Holsteinerin Michelle Readwin, die seit August im „Grande Roche Hotel“ am Guest Service Desk arbeitet, ist derselben Meinung: „In der hochklassigen Hotellerie werden vor allem Positionen in der Küche, am Empfang und im Service an deutschsprachige Expats vergeben. Wer sich beweisen kann, hat langfristig gesehen sehr gute Auafstiegschancen.“

Damit man den Arbeitgeber aber von seinen Qualitäten überzeugen kann, ist es ein langer Weg. Eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, gelingt nur in vier Fällen: Möglichkeit 1 ist, dass Sie einen südafrikanischen Ehepartner oder Lebensgefährten haben und mit diesem bereits fünf (glückliche) Jahre verbracht haben. Möglichkeit 2 liegt auf der Hand: Sie haben Arbeit gefunden. Doch in diesem Fall muss der Arbeitgeber nachweisen, dass die freie Stelle öffentlich ausgeschrieben war und sie nicht von einem Local besetzt werden konnte. „Zusätzlich werden ein polizeiliches Führungszeugnis aus jedem Land, in dem man gearbeitet hat, sowie ein Gesundheitscheck inklusive Röntgenaufnahmen verlangt. Allein dieser Vorgang benötigt bis zu drei Monate“, führt Schäfer genauer aus. Möglichkeit 3: Sie haben eine außergewöhnliche Fähigkeit. Welche das sein könnte, wird aber nicht genauer ausgeführt – versuchen Sie einfach Ihr Glück. Die letzte Möglichkeit ist die einfachste, aber auch kostspieligste: Sie sind Unternehmer und verfügen über 220.000 Euro für Ihre Investition. Die Auflage: Sie müssen mindestens fünf Südafrikaner dauerhaft einstellen.

Eindrücke vom Arbeiten in Südarfrika
Doch eine Tatsache zählt im Süden Afrikas wie ein Freilos: Die überdurchschnittlich gute Ausbildung der Mitteleuropäer im Hotel- und Restaurantbusiness. „Europäer sind wegen ihres Wissens angesehen auch der europäische Servicestandard ist sehr hoch und damit sehr gefragt“, weiß Oliver Ulz, F&B Manager im „Holiday Inn Sandton“ in Johannesburg. Auch Oliver Endl, der bis Juni Restaurantmanager im „Le Quartie Français“ in Franschhoek war, bestätigt das: „Unsere gute Ausbildung sowie die Zuverlässigkeit und Gründlichkeit, mit der wir unsere Arbeit erledigen, sind die wichtigsten Gründe, warum Expats aus dem deutschsprachigen Raum gerne genommen werden.“ Apropos Sprachen – „Englisch ist unbedingt erforderlich, Afrikaans sollte erlernt werden, um leichter Anschluss zu finden. Offiziell gibt es elf Sprachen, die wichtigsten schwarzen Sprachen sind Zulu und iKhosa“, klärt Ulz auf. Des Weiteren haben deutschsprachige Expats einen klaren Heimvorteil: Rund 700.000 Deutsche machten in den letzten vier Jahren im Kapstaat Urlaub und so wird Personal aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gerne in der gehobenen Hotellerie verpflichtet.

Die Bezahlung ist gut, die Lebenshaltungskosten niedriger als in der nördlichen Hemisphäre: General Manager und F&B Manager verdienen zwischen 2.000 und 4.000 Euro netto, Restaurantleiter einen Fixbetrag von etwa 700 Euro.Aber zurück zu den Elefanten und der Kriminalität vom Anfang: Genau hier muss man nämlich abwägen. Südafrika ist eines der beeindruckendsten Länder bezüglich der Naturschönheiten. Doch genauso beeindruckend sind die Kriminalstatistiken: Etwa 9.000 Mordfälle gab es allein im letzten halben Jahr. Schäfer gibt aber zu bedenken: „Man muss sich der Kriminalität bewusst sein, wer sich entsprechen verhält, begibt sich selten in Gefahr.“
Und wer sich für die Elefanten entscheidet, hat die Chance, in einem Land zu arbeiten, das als Vorreiter eines gesamten Kontinents gilt.

Der Karrierecheck

Arbeitsumfeld

Südafrikaner sind sehr höflich und entgegenkommend. Doch muss man sich an das sogenannte Easy Going gewöhnen.

Jobangebot

In Führungspositionen durchaus gut, jedoch wird versucht, die Stellen erst an Locals zu vergeben. Im Zuge der WM werden nun aber vermehrt High-Management-Positionen zu besetzen sein.

Karrierechancen

Die Chancen sind durchaus gut, so kann man binnen einem halben Jahr zum Restaurantleiter aufsteigen..

Benefits

Ein Teil der Steuern zahlt man monatlich und den Rest sollte man am Jahresende vergüten. Doch das kann mitunter auch vergessen werden. Eine automatische Krankenkassenversicherung gibt es bei einer Anstellung nicht.

Freizeitfaktor

Im Schnitt haben Hotelangestellte einen 9-Stunden-Tag und eine 5- oder 6-Tage-Woche. Der Urlaubsanspruch liegt bei 15 Tagen pro Jahr. In der Freizeit ist man angehalten, sich nicht überall und uneingeschränkt aufzuhalten. Südafrika gilt als gefährliches Land, wobei hier große regionale Unterschiede gegeben sind.

Die besten Jobadressen

Internationale Hotelketten
www.boutiquehotelsandresorts.com
www.ichotelsgroup.com
www.doubletreehotels.com
www.embassyvacationresorts.com
www.epoquehotels.com
www.healinghotelsoftheworld.com
www.hilton.com
www.radisson.com
www.hyatt.com
www.lemeridien-hotels.com
www.lhw.com
www.luxurycollection.com
www.newmarkhotels.com
www.oneandonlyresorts.com
www.oriongroup.co.za
www.relais.co.za
www.slh.com
www.starwood.com
www.threecities.co.za
www.virginactive.co.za

Ralf Rumpf, 42

Ralf Rumpf

Inhaber des 5 Seasons Guesthouse UND MItbesitzer des Straightway Head Country Hotels in Somerset West.
Für den gebürtigen Deutschen und ehemaligen Werbeagenturinhaber wurde Südafrika vor zwei Jahren zur neuen Heimat. Er eröffnete zuerst das 5 Seasons Guesthouse und im September dieses Jahres übernahm er gemeinsam mit Jörg Streibing das Straightway Head Country Hotel, das 2008 den „AA Travel Guides Accommodation Award“ erhielt.

„Trotz easy going, ist das Arbeitspensum gleich hoch.“

ROLLING PIN: Sonne, die big Five und ein relaxter Lifestyle sind die ersten Assoziationen mit Südafrika – aber stimmen diese?

Ralf Rumpf: Da fehlt noch der gute südafrikanische Rotwein in der Liste. Aber ernsthaft: Das sollten sekundäre Gründe sein, wenn man vorhat, in Südafrika zu arbeiten. Man muss sich bewusst werden, dass hier eine andere Kultur und Mentalität gelebt wird und vor allem darf man sich nicht davor scheuen, zu investieren – Zeit und Geld.

RP: Was meinen Sie damit?

Rumpf: Zunächst einmal kann es ganz schön schwierig sein, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Es sei denn, man kann nachweisen, dass man an die 220.000 Euro auf der hohen Kante hat oder ein Jobangebot, für das kein Ansässiger gleich oder besser qualifiziert ist. Sollte das der Fall sein, kann der Arbeitsvisumprozess aber einige Monate dauern.

RP: Welchen Einfluss wird die Fußballweltmeisterschaft 2010 auf die Hotellerie und Gastronomie haben?

Rumpf: Die WM ist ein sehr großes Ereignis und natürlich wittert jetzt jeder das große Geld. Doch man muss aufpassen, dass man sich nicht verspekuliert. Man bemerkt einen Wandel im Hotelmarkt, speziell in Kapstadt. Große Hotelketten expandieren, doch im Wineland kommen nur kleine Hotels und Gästehäuser hinzu. Allerdings ist dieser Markt ziemlich gesättigt. Doch sehe ich den Vorteil für das Business nicht mittelbar während der WM, sondern in den Folgejahren. Ich denke, bereits 2011 wird es eine touristische Entwicklung von bis zu 20 Prozent mehr Besuchern geben.

RP: Also ist jetzt trotz der schwierigen Aufnahmebedingungen ein guter Zeitpunkt nach Südafrika zu gehen?

Rumpf: Ja, ich denke schon. Aber ohne konkretes Jobangebot sollte man sich immer eine Sache vor Augen halten: Eine gewisse Finanzdecke ist erforderlich und wer es in Deutschland nicht auf die Reihe bekommt, tut das auch nicht in Südafrika.

RP: Wo genau liegen denn die Herausforderungen?

Rumpf: Die Personalführung unterscheidet sich sehr von der in Mitteleuropa. Sämtliche Prozesse dauern länger, man muss häufiger Grenzen aufzeigen, doch beachten, im gleichen Gespräch den Mitarbeiter wieder zu loben und neu zu motivieren. Auch musste ich das hier gelebte Easy Going erst lernen, doch das ist nicht zu verwechseln mit einer laschen Arbeitseinstellung. Man muss hier, trotz der Annehmlichkeiten der Natur, genauso viel und hart arbeiten wie in Deutschland. Doch in Südafrika lernt man, alles in Ruhe zu erledigen und dass alles schon irgendwie klappen wird.

RP: Darin liegt wohl auch der Reiz?

Rumpf: Ja, wobei ich darauf nicht wirklich eingestellt war. Aber die Wörter Hektik und Stress kennt man nicht, dadurch kommt man selbst zu Ruhe. Aber mein größter Anreiz war, dass das Finanzamt hier definitiv humaner ist. Auch sind die Lebenshaltungskosten etwa nur halb so hoch wie in Deutschland. Besonders die Restaurants sind sehr günstig mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein weiterer persönlicher Beweggrund war auch, dass ich in diesem Land das Gefühl habe, noch etwas bewegen zu können, ohne dass mir viele Steine in den Weg gelegt werden.

Kontakt

Straightway Head Country Hotel
Parel Valley Road 175
Somerset West
Tel.: +27 (0) 21/851 70 88
www.straightwayhead.com

Oliver Endl

Oliver Endlseit 2007 in Franschhoek, SA
bis Juni Restaurantmanager im Le Quartier Français
aramz@halfmoon.com

Ihr Lieblingsort in Südafrika?

Definitiv Franschhoek.

Ihr Lieblingsrestaurant in Südafrika?

Reubens.

Die größte Überraschung?

Das hohe Niveau der Gastronomie.

Ihre ersten Worte in der Landessprache außer bitte und danke?

Hoe ganit? – Wie geht’s?

Was bringt man zu einer Party mit?

Nichts, einfach nur gute Laune und der Rest wird zusammen organisiert.

Was stört Sie am meisten?

Der Rassismus aller Rassen, aber vor allem der vieler Weißer.

Was wissen Sie nun an Deutschland zu schätzen?

Meine Familie und Freunde – und dass ich mich auf das Wort der Leute verlassen kann. In der Arbeitswelt die genauere und zuverlässige Arbeitsweise.

Neu entdeckte Lieblingsspeise aus Südafrika?

Chicken „Cape Coloured Style“ mit Slap-Chips. Also Hähnchen in Curry-Panade und Pommes mit Essig und Salz.

Was freut Sie am meisten?

Dass die tollen Leute, die ich dort kennenlernte, und ihr Land in meinen Augen eine große Zukunft vor sich haben.

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