Vom Pagen zum Hoteldirektor

In den 1980ern war Cyrus Heydarian Valet-Parker. 30 Stationen später leitet er heute als Hoteldirektor das beste Grandhotel Deutschlands – den Breidenbacher Hof. Eine Geschichte mit Überraschungen, Promi-Auftritten und einem etwas anderen Wir-Gefühl.
April 25, 2024 | Text: Alina Lerch | Fotos: Breidenbacher Hof

Wir schreiben das Jahr 1962. Ein künstlerisch begabter 16-Jähriger arbeitet im Breidenbacher Hof als Liftboy. Eigentlich möchte er aber nur die Sticks seines Schlagzeuges bewegen, nicht die Hotelgäste samt ihrem Gepäck. Also lässt er extra Kristallgläser fallen, um gekündigt zu werden. Heute ist eben dieser Kerl einer der bekanntesten Musiker Deutschlands – er hört auf den klingenden Namen Udo Lindenberg.

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Cyrus Heydarian beweist mit seiner steilen Karrierelaufbahn: Wo ein Wille, da ein Weg. Und, dass es immer eine Vision braucht, um erfolgreich zu sein

Wir schreiben das Jahr 1962. Ein künstlerisch begabter 16-Jähriger arbeitet im Breidenbacher Hof als Liftboy. Eigentlich möchte er aber nur die Sticks seines Schlagzeuges bewegen, nicht die Hotelgäste samt ihrem Gepäck. Also lässt er extra Kristallgläser fallen, um gekündigt zu werden. Heute ist eben dieser Kerl einer der bekanntesten Musiker Deutschlands – er hört auf den klingenden Namen Udo Lindenberg.

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Cyrus Heydarian beweist mit seiner steilen Karrierelaufbahn: Wo ein Wille, da ein Weg. Und, dass es immer eine Vision braucht, um erfolgreich zu sein

Eine Geschichte, die jener des heutigen Chefs besagten Hotels überraschend ähnelt, jener von Cyrus Heydarian. Anfang der 1990er-Jahre verdiente der junge Mann seine Brötchen noch als Valet-Parker und Page im Hotel Nassauer Hof in Wiesbaden.

Im Gegensatz zu Lindenberg war es jedoch Musik in seinen Ohren, wenn es ihm erfolgreich gelang, die Wünsche der Menschen von deren Lippen abzulesen. Eine Hingabe, die er seiner Mutter zu verdanken hatte. Die leidenschaftliche Hobbyköchin zeigte ihrem Sohn schon in jungen Jahren, was es bedeutet, richtig zu genießen. Nur die besten Lebensmittel – frisch aus dem Düsseldorfer Carsch Haus – kamen auf den Tisch der Arztfamilie Heydarian.

Und der Sohn hatte von klein auf die ehrenvolle Aufgabe, diesen Tisch so zu decken, dass man sich auch wirklich gerne setzen wollte. Eine Tätigkeit, die das Herz des jungen Cyrus schon damals höher schlagen ließ, wie er sich heute schmunzelnd zurückerinnert.

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Am Anfang der Karriereleiter

Diese Kindergeschichte markiert den Beginn einer mehr als erwachsenen Karriere. Denn Cyrus Heydarian war so auf den Geschmack gekommen, hatte verstanden, dass es ihm Freude bereitete, anderen Menschen mit seiner Dienstleistung Freude zu bereiten. Also setzte er seinen Fuß in die gastronomische Tür – als Valet-Parker und Page eben. Bald arbeitete er als Kellner, dann stand Restaurantleiter auf seiner Visitenkarte, später Sommelier.

Sein Weg führte ihn von Frankreich bis in die USA, wo er Ritz-Carlton-Gründer Horst Schulze kennenlernte und viel Erfahrung in der Luxushotellerie sammelte. Schlussendlich fand er sich in der Heimat wieder. Nach insgesamt 30 beruflichen Stationen hatte er es bis zum Hoteldirektor geschafft. Hatte Rückschläge weggesteckt.

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Dass im Breidenbacher Hof viele internationale Stars zu Gast sind, liegt nicht nur an der opulenten Optik. Vor ­allem die Tatsache, dass die Wände hier keine Ohren haben und der Hoteldirektor auf absolute Diskretion schwört, schafft bei Stars Vertrauen

Aus Fehlern gelernt und sich auf seinem Weg niemals beirren lassen, stets konsequent, aber nie brutal seine Vision des ultimativen Gastgebers verfolgt. Die Fähigkeit, selbst beharrlich bei der Sache zu bleiben und gleichzeitig ein ganzes Team zu Höchstleistungen zu motivieren, hat Heydarian zum Kopf des aktuell besten Grandhotel Deutschlands gemacht – dem Breidenbacher Hof.

Seine Art, ein Haus zu führen, hat übrigens recht wenig mit einem klassischen Job zu tun. Vielmehr erklärt Cyrus Heydarian sein tägliches Schaffen zum Lebensinhalt. Das bedingt auch, dass er selbst im Haus lebt. Aber nicht auf Workaholic-Art, sondern auf eine leidenschaftliche. Damit aber geht der Chef freilich als leuchtendes Beispiel voran, das jeden Breidenbacher, wie sich die Hotelmitarbeiter selbst liebevoll nennen, dazu inspiriert, selbst mit Hingabe für den Betrieb da zu sein.

Das spüren die Gäste, keine Frage: „Unsere Philosophie kann man am besten als eine ,Ökonomie der Verbundenheit‘ beschreiben. Wir haben ein Zugehörigkeitsgefühl und kommen hierher, um mit Leidenschaft und Exzellenz das zu kreieren, was unsere Gäste glücklich macht“, sagt Heydarian stolz. Tatsächlich sieht es so aus, als hätte der 53-Jährige einen Weg gefunden, seine Mitarbeiter so zusammenzuschweißen, dass sie die Seele des Hauses sind. Und das nicht bloß im Text des Hochglanz-Werbeprospekts.

Eine Widmung, die mundet

Das bedeutet: Den Gästen wird nicht nur jeder Wunsch ohne Umschweife erfüllt, er bleibt auch so diskret wie sonst nirgendwo. Im Breidenbacher Hof liegt der Fokus so sehr auf Sicherheit, Privatsphäre und Diskretion, dass sich der sonst so gesprächige Chef plötzlich richtig zugeknöpft gibt. Nur so viel will er verraten: „Keinem anderen Hotel ist es bisher gelungen, uns in dieser Hinsicht zu kopieren.“ Ein Feature, das freilich von der internationalen Prominenz besonders geschätzt wird.

So zählt etwa Rolling-Stones-Frontman Mick Jagger zu Heydarians persönlichen Stammgästen. Seinen 79. Geburtstag feierte der Superstar in den luxuriösen Räumlichkeiten des Hauses, ein Kapellenkonzert und eine Showküchen-Einlage inklusive. Wie gut es dem Rocker gemundet hat, kann Philipp Ferber, Küchendirektor des Hauses, nun täglich nachlesen: „Thank you for the great food“ kritzelte Jagger auf die Front der Showküche.

Ein hochinfektiöses Virus

Aber zurück zur Seele des Hauses, den Mitarbeitern. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist deren Stellenwert emporgeschossen – und in Strukturen, in denen die Kollegenschaft so besonders wichtig ist, wie in jenen von Cyrus Heydarian, ist die Aktie Mitarbeiter wahrlich Gold wert. Somit liegt es auf der Hand, dass man im Breidenbacher Hof eine besonders ausgeklügelte Einstellungsstrategie verfolgt.

Cyrus Heydarian verrät: „Schon beim Recruiting selektieren wir ganz klar nach den Motiven der potenziellen neuen Kollegen. Wir stellen uns immer die Frage: Ist das jemand, der oder die Begeisterung dabei empfindet, andere glücklich zu machen?“ Außerdem führt das Recrui­ting-Team rund um Heydarian beim Einstellungsprozess stets eine Talentskala für jede Stelle, anhand der Persönlichkeiten geclustert werden.

„Wir wählen am Ende nur jene aus, die auch wirklich alle Kriterien erfüllen.“ Sicher keine einfache Sache, doch eine, die sich nicht nur monetär bezahlt macht: „Wenn einmal jemand Teil unseres Teams ist, bleibt er es in der Regel auch. Der Breidenbacher-Virus ist ansteckend, wir infizieren unsere Mitarbeiter mit dem Wunsch, das Beste für unsere Gäste zu wollen und das Ganze mit Leidenschaft zu tun“, sagt der Hotel-Visionär.

Das bedeutet auch, dass die Mitarbeiter professionell geführt und nicht sich selbst überlassen werden. Dazu kurz ein paar Zahlen: Im Breidenbacher Hof arbeiten 193 Vollzeitangestellte.

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Im Restaurant The Duchy wird hinter den Kulissen extra nachhaltig gearbeitet

Vor der Pandemie waren es 135, doch dank Heydarians Management-Buyout und der Aufstockung der Kurzarbeitsgehälter konnte das Hotel mit motivierten Fachkräften steil aus der Krise starten. Heydarian misst die Loyalität der Mitarbeiter und Gäste täglich mit einem „Commitment to Excellence“-Fragebogen: Hier werden die Zufriedenheitswerte und Verbesserungsvorschläge analysiert und ausgewertet. Der Index sinkt nie unter 95 Prozent Zufriedenheit. „Diesen Wert kann man nur erreichen, wenn man auf Augenhöhe arbeitet. Das ist ein großer Unterschied zu der Zeit, in der ich gelernt habe. Für diesen Wandel bin ich sehr dankbar.“

Noch vor 30 Jahren war der Umgangston in der Branche ein ganz anderer. Einer, der heute keinen Tag lang mehr funktionieren würde. Nicht zuletzt aufgrund der besonders anspruchsvollen GenZ. Diese will Dinge kreieren, die dem Einzelnen etwas zurückgeben. Ein durchdachtes Nachhaltigkeitskonzept ist da schon Grundbedingung – das gibt es im Breiden­bacher Hof naturgemäß.

Weil die Umwelt zählt

Besonders wichtig ist ein verantwortungsbewusstes „grünes“ Konzept in der Küche, ist man hier überzeugt. Das kulinarische Team im Restaurant Duchy rund um Philipp Ferber serviert eine raffinierte Küche im Brasserie-Stil mit lokalem Bezug und achtet besonders auf hochwertige regionale und saisonale Zutaten. Das Restaurant bezieht den Großteil der Produkte von lokalen Betrieben und baut selbst Äpfel und Kartoffeln auf einem Bauernhof in der Region an.

Die Azubis des Hotels dürfen in ihrer Ausbildung einige Wochen auf diesen Bauernhöfen aushelfen und hinter die Kulissen blicken. Ziel des gesamten Hotels ist es, so ressourcenschonend wie möglich zu arbeiten. Das steht auch bei den Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten 2024 im Fokus. Aspekte, die bei den aktuellen Erweiterungen – ein neues Restaurantkonzept wird gerade etabliert, außerdem werden die Zimmer und Suiten modernisiert – ins Zentrum rücken.

All diese Aspekte machen eines offensichtlich: Der zukunftsorientierte Chef des Grandhotels des Jahres ruht sich nie auf seinen Lorbeeren aus. Vielmehr will er heute täglich das Gleiche wie einst als junger Page: Mit seinem Tun anderen Menschen Glück bereiten. Eine Gabe, die man aus heutiger Sicht durchaus als Superkraft bezeichnen kann.

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Cyrus Heydarian

Seit über 200 Jahren ist der Breidenbacher Hof eine Ikone an der berühmten Düsseldorfer Königsallee. Bereits 1812 wurde das Hotel vom Unternehmer Wilhelm Breidenbach eröffnet. Besitzerwechsel, Zerstörung im Zweiten Weltkrieg oder die Pandemie – das Fünf-Sterne-Luxushotel ist und bleibt eine wahre Institution: Grandhotel des Jahres 2023/24, Platz zwei der besten Hotels Deutschlands, Fair-Job-Hotel und so weiter. Viele hochgelobte Aspekte hat das Hotel dem jetzigen Leiter Cyrus Heydarian zu verdanken. 2008 kam er als General Manager in den Breidenbacher Hof, damals ein Capella-Hotel von Horst Schulze. 2020 wurde der passionierte Hotelier schließlich zum Geschäftsführer des geschichtsträchtigen Hotels.

Breidenbacher Hof

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