Wie Erfolgshotelier Thomas Althoff mit seiner Althoff Collection deutsche Hotelgeschichte schreibt

Hotelpächter mit 21, Luxusrevolutionär und kompromissloser Stratege: Thomas Althoff geht nicht nur als Gründervater der Althoff Collection in die Annalen der Branche ein. Ein Lehrstück in Retrospektive.
Dezember 3, 2020 | Text: Alexandra Polič | Fotos: Patrick Kirchberger

Misserfolg, das ist was für die anderen

Das Schicksal schießt schon manchmal quer, oft sieht man keinen Ausweg mehr. Gut, dass sich da noch Männer finden, die so etwas spielend überwinden!“ Das erzählt in den 60er-Jahren eine Stimme aus dem Off zu einem Schwarz-Weiß-Clip. Darin schlagen wackere Musketiere einige Gegner mühelos in die Flucht. Am Ende prosten sie sich zu: Sie bewerben Wicküler-Küpper, das erste Bier mit Fernsehwerbung. Als die Verkaufszahlen des Braugetränks durch die Decke schießen, startet auch ein anderer im Unternehmen durch: Thomas H. Althoff. Der durchläuft zu dieser Zeit seine kaufmännische Lehre in ebendieser Firma. Dass er bei Wicküler-Küpper auch einiges zum Thema Marketing lernt, soll ihm später helfen, die Grundsteine seines Imperiums zu legen.  

 

Misserfolg, das ist was für die anderen

Das Schicksal schießt schon manchmal quer, oft sieht man keinen Ausweg mehr. Gut, dass sich da noch Männer finden, die so etwas spielend überwinden!“ Das erzählt in den 60er-Jahren eine Stimme aus dem Off zu einem Schwarz-Weiß-Clip. Darin schlagen wackere Musketiere einige Gegner mühelos in die Flucht. Am Ende prosten sie sich zu: Sie bewerben Wicküler-Küpper, das erste Bier mit Fernsehwerbung. Als die Verkaufszahlen des Braugetränks durch die Decke schießen, startet auch ein anderer im Unternehmen durch: Thomas H. Althoff. Der durchläuft zu dieser Zeit seine kaufmännische Lehre in ebendieser Firma. Dass er bei Wicküler-Küpper auch einiges zum Thema Marketing lernt, soll ihm später helfen, die Grundsteine seines Imperiums zu legen.

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Er ist der Grandseigneur der deutschen Hotellerie: Zu seinen Hotelmarken zählen heute 19 Häuser in vier verschiedenen Ländern. Den Sprung in die Selbstständigkeit wagte er mit nur 21 Jahren.

Während die Arbeit der drei Musketiere nach 32 Sekunden Spot getan ist, fängt sie für Thomas Althoff nun erst an. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung will er auf eigenen Beinen stehen – und in die Hotellerie wechseln. Ein ambitioniertes Vorhaben, das wusste auch der Hotelier in spe: „Es war natürlich nicht einfach, jemanden zu finden, der einem 21-Jährigen ein Hotel verpachtet.“ Über den Ausgang seiner Suche muss Althoff heute ein wenig schmunzeln: „Ich habe jemanden gefunden“, sagt er, „aber das Hotel sah auch dementsprechend aus.“ Der Eigentümer habe es wohl aus Altersgründen abgeben wollen, „vielleicht hat er einfach niemand anderen bekommen“, philosophiert der heute 67-Jährige lachend über sein Jungunternehmerglück. Aber das spielte zu diesem Zeitpunkt auch überhaupt keine Rolle. „In dem Alter kommt Misserfolg in deinen Gedanken eigentlich gar nicht vor“, irgendwie würde es schon klappen, findet er damals. Gedacht, getan.

Das Unternehmen darf nicht an einer einzigen person aufgehängt sein.

Thomas Althoff setzt auf langfristige und nachhaltige Planung 

Hotelmanager mit 21

Sein erstes Hotel: ein in die Jahre gekommenes Objekt in Aachen, 40 Zimmer, 36 davon ohne eigenes Bad. Die meisten Gäste teilen sich also Toiletten und Duschen auf dem Gang. Und Althoff, der teilt sich alle Positionen in seinem ersten eigenen Betrieb: Vom Pagen bis zum Manager besetzt er jeden Posten.

Und dann war da ja auch noch die Sache mit der Werbung. „Damals war Marketing in der Hotellerie noch ein Fremdwort“, erzählt Althoff, der dank seiner Ausbildung wusste, wie er die Sache angehen muss: Er verschickt Werbebriefe an Firmen, die wiederum Gäste in sein Hotel bringen sollten, und macht Verkaufsbesuche. Nach einem Jahr bekommt er die Möglichkeit, ein größeres Hotel zu übernehmen. „Es war viel schöner, größer und moderner“, sagt Althoff und räsoniert: „So fing das alles an. Und daraus ist heute die Firma Althoff Hotels geworden.“

Herr eines Imperiums

Der Name Althoff Hotels steht heute für ein ganzes Imperium. Insgesamt 19 Hotels in vier Ländern überdacht der Unternehmenskomplex, in dem Althoff mehr als 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Neben der weltberühmten Althoff Collection, zu der die 5-Sterne-Häuser zählen, hat der Luxushotelier im Laufe seiner Karriere auch noch zwei zusätzliche Marken aufgebaut: Ameron und Urban Loft. Mit dem 2009 eingeführten Label Ameron erschließt Althoff eine weitere Zielgruppe, das 4-Sterne-Segment. Und mit der Brand Urban Loft stieg er in diesem Jahr zusätzlich in die 3-Sterne-Kategorie ein. 

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„Es war nicht einfach, jemanden zu finden, der einem 21-Jährigen ein Hotel verpachtet.“ Thomas Althoff und all seine zukünftigen Gäste danken für das Vertrauen.

Das erste Urban Loft entstand in Köln und nahm im Sommer seinen Betrieb auf. „Das ist ein Neubau, den wir selbst durchführen. Da sind wir selbst die Investoren“, erzählt der Hotelier. Das Hotel eröffnete direkt hinter dem Kölner Hauptbahnhof seine Tore, in einem Viertel, das den Namen Eigelstein trägt. Es ist ein buntes Fleckchen Erde, das Urbanität ausstrahlt – und ein Indiz für die Premium-Standort-Strategie, die Althoff bei all seinen Hotels verfolgt. Konkret bedeutet das, dass es dem Geschäftsmann nicht bloß um die besten Städte geht, sondern um die beste Lage in ebendiesen.

Das Ameron-Hotel in Hamburg thront etwa über einem Kanal in der Speicherstadt. Und das Ameron Neuschwanstein Alpsee Resort & Spa liegt am Fuße des gleichnamigen Schlosses. Die Strategie jedenfalls geht auf: „Ameron hat sich prima entwickelt“, sagt Althoff. Dass der Hotelier ursprünglich selbst aus dem 4-Sterne-Bereich kommt, wird ob des imposanten Prunks nur allzu gerne vergessen.

„Bevor wir das erste 5-Sterne-Hotel (Anm. d. Red.: das Schlosshotel Lerbach) aufmachten, hatten wir 4-Sterne-Hotels hier. Unser Stammhaus ist das Ameron-Hotel in Köln, das Hotel Regent. Das habe ich vor 36 Jahren übernommen“, erzählt Alt­hoff. Damals gründete er gemeinsam mit seiner Frau Elke Diefenbach-Althoff das Unternehmen Althoff Hotels. „Die 4-Sterne-Hotels waren also vorher da. Erst danach kamen die 5-Sterne-Hotels dazu“, fasst der Hotelier zusammen. Und genau diesem Luxussegment hat er eine neue Krone aufgesetzt: die Sternegastronomie.

Sternefusion

Als im Jahr 1992 das umgebaute Schlosshotel Lerbach – und damit Althoffs erstes 5-Sterne-Haus  – eröffnet, wird niemand Geringerer als Dieter Müller zum Chef de Cuisine bestellt. Den hatte der Gault Millau kurz davor zum Koch des Jahres gekürt. 

Haute Cuisine und Hotellerie zu verbinden, war damals ein sehr ungewöhnlicher Schritt, für Althoff aber bloß die logische Konsequenz: Es passe eben einfach gut zusammen. „Der Genuss verstärkt sich, wenn Sie in einem Hotel wohnen und abends nur in das Restaurant zu gehen brauchen – und danach wieder zurück in Ihr Hotelzimmer gehen können“, erklärt der Luxusgarant ganz pragmatisch. So könne man sich auch viel stärker auf den Genuss konzentrieren. Kurzum: Das ganze Erlebnis intensiviert sich.

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Traumpaar: Thomas Althoff und Elke Diefenbach-Althoff gründeten 1984 die Althoff Hotels.

In der Branche wirkt die Sternefusion wie eine kulinarische Initialzündung. „Wir haben das Anfang 1992 eröffnet“, erinnert sich Althoff. „Ich weiß es noch genau: Das Restaurant hat am 29. Februar aufgemacht und war abends vom ersten Tag an ausgebucht. Das lag sicher auch an Dieter Müller, der nicht nur ein außergewöhnlicher Koch ist, sondern auch ein außergewöhnlicher Mensch.“ Ihn für das 5-Sterne-Projekt gefunden zu haben, sei ein Glücksfall gewesen. Die Glückssträhne des Herrn Althoff weilt allerdings bereits derart lange, dass man Strategie dahinter vermuten könnte. Und natürlich ist es eine: Einer der großen Eckpfeiler der Althoff Hotels ist nach wie vor die Kulinarik, die Qualitätsgastronomie.

Das lässt sich auch an Zahlen festmachen. Acht Sterne im Michelin und 144 Punkte im Gault Millau zeichnen die Kulinarik der Hotelgruppe aus. „Unser Fokus heute liegt generell auf Gastronomie“, erklärt Althoff. Das betreffe nicht nur die 5-Sterne-Häuser. „Wir wollen auf verschiedenen Qualitätsstufen für den Gast etwas Interessantes bieten.“ Da gibt es beispielsweise das Wirtshauskonzept in Celle, verschiedene italienische Restaurants, das Weinrestaurant in Stuttgart sowie die absolute Spitzenklasse der 3-Sterne-Gastronomie. „Es geht uns um die ganze Bandbreite“, fasst der Hotelier zusammen.

Zwei Schritte nach vorne heißt: einer zurück 

Aber die ganze Bandbreite können nur ausgezeichnete Mitarbeiter bespielen, das weiß die Branche. Mitarbeiter, die nicht nur ausführen, sondern auch führen. „Das Unternehmen funktioniert deshalb so gut, weil großartige Menschen zusammenarbeiten. Das ist nur ein kleiner Input des Thomas Althoff, der dem vorsteht. Viel wichtiger sind die Leute, die dahinterstehen und das jeden Tag umsetzen“, würdigt ein Mann, der die Geschäftsführung seines Lebenswerks vor Kurzem in die Hände eines anderen gelegt hat. Jene von Frank Marrenbach, um genau zu sein. Denn seit Mai verantwortet der ehemalige General Manager des Brenners Park-Hotel & Spa in Baden-Baden den Bereich Operations bei den Althoff Hotels: Er wird CEO und Minderheitsgesellschafter. Mehrheitsgesellschafter bleibt Thomas Althoff, der sein Lebensprojekt mit dieser Zäsur aber keineswegs abgibt. Er rückt in die Position des Chairman of the Board und konzentriert sich dadurch verstärkt auf die Bereiche Strategie und Development. 

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In Reih und Glied: Die Küchenbrigade von Schloss Bensberg.

Ein Schritt, der vielleicht nicht immer so geplant war, aber den man in einer derart umfangreichen Firma immer im Hinterkopf haben muss. „Das Unternehmen hat 2000 Mitarbeiter, damit hat man auch Verantwortung. Es darf nicht an einer Person aufgehängt sein“, sagt Althoff schon vor dem Wechsel der Geschäftsführung. Einige Mitarbeiter der Führungsebene arbeiten bereits seit Jahrzehnten mit ihm zusammen. „Auch in den Hotels haben wir viele Mitarbeiter, die schon sehr lange bei uns sind“, erzählt Althoff stolz. Das wertet der Kopf der Firma wohl zu Recht als Signal, „dass es ihnen nicht ganz so schlecht gefällt“.

Woran das liegt? „Wir sind ein Familienunternehmen, das ist uns wichtig. Das heißt auch, wir denken langfristig“, erklärt Althoff. Das bezieht sich auf Partnerschaften, Stammgäste und natürlich auch Mitarbeiter. Von den 240 Auszubildenden in der Firma werden 70 Prozent nach dem Abschluss ihrer Lehre übernommen. „Darauf sind wir besonders stolz“, sagt Althoff. „Nach drei Jahren kennt der Auszubildende das Unternehmen – mit Vor- und Nachteilen. Und wenn man dann sagt: ‚Wir machen das trotzdem zusammen‘, ist das ein gutes Zeichen.“

Was er der jungen Riege, den Branchenhelden von morgen, rät? „Eigene Erfahrungen zu machen“, erklärt Thomas Althoff. „Es nützt einem nichts, sich bei anderen Leuten anzusehen, welche Erfahrungen die gemacht haben.“ Man müsse Ideen haben, und – noch viel wichtiger – dafür brennen. Dann kann aus einer Vision und dem Willen, sie umzusetzen, ganz schnell ein Imperium werden. 

www.althoffhotels.com

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