Die extremsten Weinbaugebiete der Welt: Wo Reben an ihre Grenzen gehen
Steillagen, Vulkanasche oder Weinbau an norwegischen Fjorden – die Weinszene kennt keine Komfortzone. Rund um den Globus trotzen Winzerinnen und Winzer den widrigsten Bedingungen und erschaffen dabei Tropfen, die genauso spektakulär sind wie ihre Herkunft. Wir präsentieren die außergewöhnlichsten Weinlagen der Welt – von aktiven Vulkanen bis zu atemberaubenden Fjorden.

Steillagen, Vulkanasche oder Weinbau an norwegischen Fjorden – die Weinszene kennt keine Komfortzone. Rund um den Globus trotzen Winzerinnen und Winzer den widrigsten Bedingungen und erschaffen dabei Tropfen, die genauso spektakulär sind wie ihre Herkunft. Wir präsentieren die außergewöhnlichsten Weinlagen der Welt – von aktiven Vulkanen bis zu atemberaubenden Fjorden.

Lanzarote: Weinbau in Mondlandschaft
Wein in Vulkanasche? Willkommen auf Lanzarote. Das Weingut Los Bermejos kultiviert seine Reben in tiefen Mulden aus Asche – einer Methode, die so speziell wie notwendig ist. Denn Vulkanasche enthält kaum Nährstoffe, hält aber Wasser zurück und schützt die Reben in der Hitze der Kanaren.
Steinmauern rund um die Mulden brechen die Passatwinde und schaffen ein Mikroklima, das es ermöglicht, robuste, straffe Weiß- und Rotweine aus lokalen Sorten zu erzeugen. Ein einmaliges, fast futuristisches Weinbaukonzept.

Grand Cru auf steilen Hängen
Im elsässischen Thann befindet sich der einzige vollständig als Grand Cru klassifizierte Weinberg der Region – und zugleich der höchstgelegene. Die Südhänge des Rangen erreichen Neigungen von bis zu 45°, was den Trauben maximales Sonnenlicht und intensives Aroma beschert. Die Höhenlage hebt die Fruchtigkeit, während vulkanische Sedimente im Boden für markante Mineralität sorgen.
Weine aus dem Rangen sind salzig, rauchig und zeigen eine verführerische Balance aus Tiefe und Eleganz – echte Elsass-Power, getragen von einem spektakulären Terroir.

Vulkanische Kraft: Weinbau rund um den Ätna
Ein aktiver Vulkan als Nachbar klingt nicht unbedingt nach Traumlage – dennoch wird am Ätna seit fast 3.000 Jahren Wein angebaut. Der höchste aktive Vulkan Europas hat im Laufe der Jahrhunderte Lava und Asche hinterlassen, die heute den Boden zu einem der fruchtbarsten der Welt machen. Die Höhenlage und das kühle, feuchte Mikroklima sorgen dafür, dass die Trauben langsam reifen, ihre Säure behalten und komplexe Aromen entwickeln.
Der Ätna besitzt eine eigene DOC, die Rebflächen zwischen 400 und 1.000 Metern umfasst. Die Weine – überwiegend Rotwein, aber auch Weiß-, Rosé- und Schaumweine – zeigen sich sehr mineralisch, erfrischend säurebetont und strukturiert. Vulkanischer Charakter in Reinform.

Hightech-Mystik: Opus One im Napa Valley
Star-Trek-Fans und Dan-Brown-Liebhaber aufgepasst: Die Opus One Winery wirkt wie eine Mischung aus Raumschiff und Pentagon – und hat Kultstatus. In den frühen 1980ern von Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild gegründet, wurde Opus One in den 1990ern zum kalifornischen Symbolwein in Europa und Asien.
Der Wein ist ein Monument des Napa Valley, das Weingut ein futuristischer Tempel. Wer eintritt, hat das Gefühl, einem exklusiven Zirkel beizutreten – und genau das macht den Reiz aus.

Amalfi-Küste: Reben zwischen Himmel und Meer
Die meisten denken an Bikini, Bellini und Boutiquen – doch die Amalfi-Küste hat auch Weinbau auf bis zu 700 Metern Höhe. Ab etwa 250 Metern entdeckt man terrassierte Rebstöcke im Pergola-System, viele davon über 100 Jahre alt. Angebaut werden fast vergessene Sorten wie Tintore di Tramonti, Piedirosso oder Pepella.
Die Kombination aus Meereswinden, Steilhängen und alten Reben erzeugt Weine, die so eigenständig sind wie die Küste selbst.

Weinbau am Fjord: Das nördlichstes Wein-Anbaugebiet
Klingt verrückt, ist aber Realität: Seit den 1990ern wird in Norwegen Wein kultiviert. Kleinere Weinberge in Asker am Oslofjord, in der Telemark oder in Südnorwegen setzen auf robuste, frühreife Sorten, die mit den kühlen Temperaturen zurechtkommen.
Der Lerkekåsa-Hof in Gvarv gilt als nördlichstes Anbaugebiet der Welt. Seit 2008 wachsen hier hunderte Rebstöcke. Trotz gelegentlicher Frostschäden ist das Projekt erfolgreich – und zeigt, wie weit der Weinbau heute gehen kann.

Argentinien: Die höchsten Weinberge der Erde
Die Bodega Colomé im Calchaquí-Tal ist das höchstgelegene Weingut Argentiniens – und der Welt. Reben wachsen hier auf vier Höhenlagen, die bis auf 3.111 Meter reichen. Temperaturunterschiede von bis zu 20 °C zwischen Tag und Nacht sowie intensive Sonneneinstrahlung sorgen für konzentrierte, ausbalancierte Weine.
Der Torrontés gilt hier als Paradebeispiel, während der Auténtico Malbec dank alter Rebstöcke und extremer Höhenlage eine einzigartige Aromatik entwickelt. Donald Hess soll genau dieser Wein zum Kauf des Gutes inspiriert haben.

Weinbau am Rand der Wüste: China’s neue Weinwelt
China baut in mehreren Regionen Wein an – von Bohai an der Ostküste bis nach Xinjiang im Westen. Das erste offiziell zugelassene Anbaugebiet des Landes entstand jedoch in Ningxia, direkt am Rand der Wüste Gobi.
Die Höhenlage und das trockene Klima liefern ideale Bedingungen für kräftige, ausdrucksstarke Rotweine, die heute international Aufsehen erregen. China ist längst kein Geheimtipp mehr – sondern ein ernstzunehmender Player der globalen Weinlandschaft.

Wein kennt keine Grenzen
Ob am Rand aktiver Vulkane oder auf Höhen, die selbst Bergziegen Respekt einflößen – die extremsten Weinbaugebiete der Welt zeigen eindrucksvoll, wie grenzenlos innovativ und kompromisslos leidenschaftlich Weinbau sein kann.
Diese Lagen sind mehr als spektakuläre Postkartenmotive: Sie sind ein Beweis dafür, dass großer Wein dort entsteht, wo Mut, Handwerk und Naturgewalt aufeinandertreffen.