Karriererausch an der Themse

Dabei sein ist alles. So weit die Olympische Theorie. Der Weg an die Spitze in London ist allerdings auch für Nichtolympioniken steinig und hart. Nutzen Sie die Spiele 2012, um karrieretechnisch abzuheben.
November 13, 2015 | Fotos: Shutterstock, Fairmont Hotels & Resorts, Mandarin Oriental Hyde Park, Roka Restaurant London, Starwood Hotels, The Boundary London, Johannes Hartmann/Gordon Ramsay Holdings

Karriererausch an der Themse

Die Miete wird pro Woche kassiert, der Supermarkt hat Tankstellenpreise. Wer in London leben will, muss zahlen. Die Stadt an der Themse ist ohne Frage atemberaubend, doch sollte man gar nicht damit anfangen, die Preise in Euro umzurechnen. Das macht nämlich schlechte Laune.

Davon kann auch die gebürtige Deutsche Annett Wamser ein Lied singen. Die 34-Jährige ist Assistant Front Office Manager im „Four Seasons Hotel London at Canary Wharf“ und stöhnt über die Lebenshaltungskosten in der Millionen-Metropole: „London ist extrem teuer, dessen sollte man sich von Anfang an bewusst sein.“ Die Miete ist die höchste Ausgabe und ein Drittel des Nettogehalts dafür zu bezahlen, ist normal. Manche zahlen sogar bis zur Hälfte Ihres Nettogehalts für eine adäquate Wohnung. Alle weiteren Kosten sind jedoch mit anderen Großstädten vergleichbar. Nur Ausgehen ist in Deutschland preiswerter. Ergo: London ist ein tolles Sprungbrett für die Karriere, aber kein Ort, an dem man reich werden kann.

Dafür sind die Jobmöglichkeiten in London derzeit größer denn je…

Karriererausch an der Themse

Die Miete wird pro Woche kassiert, der Supermarkt hat Tankstellenpreise. Wer in London leben will, muss zahlen. Die Stadt an der Themse ist ohne Frage atemberaubend, doch sollte man gar nicht damit anfangen, die Preise in Euro umzurechnen. Das macht nämlich schlechte Laune.

Davon kann auch die gebürtige Deutsche Annett Wamser ein Lied singen. Die 34-Jährige ist Assistant Front Office Manager im „Four Seasons Hotel London at Canary Wharf“ und stöhnt über die Lebenshaltungskosten in der Millionen-Metropole: „London ist extrem teuer, dessen sollte man sich von Anfang an bewusst sein.“ Die Miete ist die höchste Ausgabe und ein Drittel des Nettogehalts dafür zu bezahlen, ist normal. Manche zahlen sogar bis zur Hälfte Ihres Nettogehalts für eine adäquate Wohnung. Alle weiteren Kosten sind jedoch mit anderen Großstädten vergleichbar. Nur Ausgehen ist in Deutschland preiswerter. Ergo: London ist ein tolles Sprungbrett für die Karriere, aber kein Ort, an dem man reich werden kann.

Dafür sind die Jobmöglichkeiten in London derzeit größer denn je. So viele Neueröffnungen wie in diesem Jahr hat es noch nie gegeben. Das hängt natürlich vor allem mit den Olympischen Spielen 2012 zusammen und diese waren für Annett Wamser auch der Grund, an die Themse zu übersiedeln: „Nach London hat mich zum Teil die Abenteuerlust verschlagen und natürlich das Jobangebot. Als sich die Gelegenheit ergab, hierher zu transferieren, habe ich nicht lange gezögert. Ein besonderer Anreiz für mich sind aber in jedem Fall die Olympischen Spiele im nächsten Jahr. Ich möchte das wenigstens einmal hautnah miterlebt haben.“
Für all jene, die es der gebürtigen Thüringerin nachmachen wollen, gibt es unzählige Möglichkeiten, sich in London auf Jobsuche zu begeben. Es gibt im Vereinigten Königreich etwa 15.000 Vermittlungsagenturen, in denen die Arbeitsvermittlung gratis ist, da die Gebühren die Stellenanbieter zahlen. Als erfolgversprechend gelten jene Agenturen, die Mitglied der „Recruitment and Employment Confederation“ sind, also des Dachverbandes der privaten Arbeitsvermittler. Von den aktuellen Karrierechancen in der Millionenmetropole weiß auch Headhunter und Geschäftsführer Christian Schweinzer von Blackrock Careers zu berichten: „Top-Jobs und großartige Aufstiegschancen warten derzeit in London. Bei der ‚Red Carnation Hotel Collection‘ gibt es zum Beispiel interessante Jobangebote.“
Vor allem in der Gastronomie herrschen rosige Zeiten. Ein Chef de Rang oder Sommelier wird immer gesucht und auch in der mittleren Managementebene sind immer wieder Stellen frei. Die Engländer sind in der gehobenen Gastronomie nicht besonders stark vertreten, sodass viele Positionen gerne mit top ausgebildeten Deutschen, Österreichern oder Schweizern besetzt werden.

Die Arbeitszeiten sind generell sehr geregelt, doch je nach Unternehmen gibt es Ausnahmen, welche mit Verhältnissen im Fine-Dining-Bereich in unseren Breitengraden zu vergleichen sind. Die Berlinerin Christin Kohlhase ist Conference and Event Sales Manager im „Sofitel London St. James“ und bringt die perfekte Arbeitsmoral für eine Karriere in der internationalen Metropole mit: „Wenn man einen Beruf in der Hotellerie angestrebt hat, weiß man, dass es nicht nur ein Job ist. Man lebt diesen Beruf und kann sich über Arbeitszeiten nicht beschweren. Unvergütete Überstunden sind in London die Regel, doch stört dies kaum jemanden.“

Was man an der Themse verdient, kann recht unterschiedlich sein und hängt davon ab, was für eine Position ausgeschrieben ist und wie viel Erfahrung man mitbringt. Hanna Jänisch ist Director of Sales im „Mandarin Oriental Hyde Park London“ und berichtet von einem Einkommen, das deutlich über der europäischen Norm liegt: „Im Durchschnitt ist das Gehalt in etwa um 10 bis 15 Prozent höher als in anderen mitteleuropäischen Großstädten. Steuern und Abgaben sind nicht ganz so hoch wie in Deutschland.“ Dafür kann es allerdings schon vorkommen, dass man für eine Pizza und ein Bier beim Italiener um die Ecke 25 Euro hinblättert. Neben der hohen Lebenshaltungskosten war für Jänisch auch die Schnellebigkeit der Stadt anfänglich eine riesige Umstellung: „Aufgrund dessen, dass viele Leute aus der Branche hier nur für ein bis zwei Jahre Station machen, ändert sich der Freundeskreis sehr oft. Das kann hin und wieder schon sehr hart sein.“

London ist eine sich immerwährend wandelnde Stadt und mit der Olympiade im nächsten Jahr bewegt sich gerade besonders viel. Um in einem Spitzenbetrieb unterzukommen, sollten die Englischkenntnisse schon flüssig sein. Weitere Sprachen sind immer hilfreich, besonders in einer Metropole wie London, die Geschäftskunden wie Touristen anzieht.

Der Karrierecheck

Die wichtigsten Kriterien im Check
Das sollten Sie wissen, bevor Sie zu arbeiten beginnen.

Jobangebot

Die Möglichkeiten sind derzeit größer denn je und mit der Olympiade im nächsten Jahr bewegt sich im Moment besonders viel.

Karrierechancen

Top. Es gibt Möglichkeiten, sich auf ein Unternehmen zu konzentrieren oder auch durch den Wechsel in andere Häuser Karriere zu machen.

Arbeitszeiten

Die Arbeitszeitregelungen sind unterschiedlich und überall anders gehandhabt. 10-Stunden-Schichten sowie Überstunden stehen allerdings auf der Tagesordnung.

Arbeitsumfeld

Deutsche, Österreicher und Schweizer haben in London einen ziemlich guten Ruf. Integrationsprobleme sind in einem Melting Pot wie London eher selten.

Benefits

Da man auf europäischem Boden tätig ist, gibt es zumindest für Österreicher, Schweizer und Deutsche keine speziellen Packages oder Benefits.

Gehalt

In London kann man nie genug Geld verdienen, doch was man bekommt, ist ausreichend. Management Gehälter sind überdurchschnittlich.

„Eine Stadt mit totalem Suchtfaktor“

Man spürt den Nerv der Zeit und neue Trends werden tagtäglich erschaffen.

Johannes Hartmann

Zur Person

Johannes Hartmann

Headsommelier im „Petrus“ von Gordon Ramsay

Der gelernte Hotelfachmann hat seine Karriere im „Gasthof Krone“ in Märkt bei Weil am Rhein begonnen. Danach hat es den ambitionierten 25-Jährigen über eine Zwischenstation im Hotel „Die Halde“ bei Freiburg nach London in Gordon Ramsays „Petrus“ verschlagen.

Sommelier-Ass

Nachdem Johannes Hartmann mit 17 Jahren einen Monat Urlaub in London gemacht hat, war für ihn klar, dass er zurückkehren wird, um hier zu leben. In Gordon Ramsays „Petrus“ hat er es mittlerweile zum Headsommelier geschafft.

ROLLING PIN: Wie schafft man den Sprung aus Deutschland in ein Spitzen-Restaurant wie jenes von Gordon Ramsay?

Johannes Hartmann: Man stellt sich am besten mit dem Lebenslauf in der Hand beim Restaurant-Direktor, Küchenchef oder Human Resource Manager persönlich vor und fragt nach einer Probeshift. Man muss sich herausheben, da es an Bewerbungen nicht mangelt. Noch besser ist es, sich für ein Lunch einzubuchen und nach einer Küchentour zu fragen, um direkten Kontakt herzustellen. Das zeigt wahres Interesse am Betrieb und erleichtert den Eintritt. Oftmals kann man schon am nächsten Tag beginnen.

RP: Wenn man dann über dem Ärmelkanal eine Anstellung gefunden hat, worauf muss man achten, um beruflich erfolgreich zu sein?

Hartmann: Sich ein Ziel vor Augen halten und diesen Weg verfolgen, ehe man angekommen ist. Keine Überstunden scheuen und volle Bereitschaft zeigen. Toleranz und Offenheit sind wichtig, man muss auch lernen, sich anzupassen und Vorurteile gegenüber anderen abzulegen. Zu Beginn erarbeitet man sich über Fleiß Anerkennung, dann muss man den richtigen Zeitpunkt finden und aussprechen, was man erreichen will. Das zeigt Persönlichkeit. Durch Pünktlichkeit und Ehrlichkeit hebt man sich schnell von der Masse ab.

RP: Wie ist die Sommelier-Szene in London? Pflegen die Weinkenner untereinander Kontakt?

Hartmann: Sehr jung und dynamisch. Man trifft sich oft und jede Woche gibt es unzählige Weinproben, sogenannte Masterclasses, moderierte Weinschulungen und Weinmessen. Auch besuchen zahlreiche Weinbauern mit deren englischen Weinhändlern das Restaurant vor Ort, um die Weine persönlich vorzustellen.

RP: Ist es schwierig, sich als Deutscher in englischer Sprache als Sommelier zu behaupten?

Hartmann: Es kommt auf den Betrieb und Job an. Je exklusiver, desto höher die Ansprüche. Man benötigt nur etwas Zeit, all die verschiedenen Akzente zu verstehen. Bei Schotten musste ich allerdings des Öfteren ein zweites Mal nachfragen um sicherzugehen, dass ich kein Bier anstatt Wein serviere.

RP: Über die kulinarische Vielfalt der englischen Küche lässt sich ja bekanntlich streiten. Was ist denn die geschmackliche Vorliebe der Briten beim Wein?

Hartmann: Engländer mögen es meist pink und joyful oder klassisch fein und prunkvoll. Nach wie vor zählen aber Burgund und Bordeaux zu den beliebtesten Weinbauregionen.

RP: Man hört immer wieder von den unverschämt hohen Lebenshaltungkosten in London. Wie verhält es sich im Alltag?

Hartmann: Für den Anfang sollte man etwas Erspartes mitbringen. Unterhalt und Miete sind sehr teuer! Es ist ratsam, alles langsam anzugehen, auch wenn das Angebot reizt, täglich auszugehen und alles Neue zu erkunden. Man muss die Ansprüche bezüglich einer Wohnung etwas herunterschrauben, insofern man nicht mehr als 800 Euro im Monat ausgeben möchte.

Kontakt

Petrus
1 Kinnerton Street
Knightsbridge
London, SW1X 8EA
Tel.: +44 (0) 20/75 92 16 09
petrus@gordonramsay.com
www.gordonramsay.com


Die besten Jobadressen
Hier finden Sie den Traumjob.

Tophäuser und Hotelketten
www.baglionihotels.com/london

www.cadogan.com

www.claridges.co.uk

www.draycotthotel.com

www.dukeshotel.com

www.fourseasons.com/canarywharf

www.grangehotels.com/stpauls

www.hilton.co.uk/waldorf

www.jumeirah.com/lowndes

www.lemeridienpiccadilly.co.uk

www.london.churchill.hyatt.com

www.mandarinoriental.com/london

www.plazaontheriver.co.uk

www.sheratonparklane.com

www.sofitelstjames.com

www.stmartinslane.com

www.the-hempel.co.uk

www.theritzlondon.com

www.westburymayfair.com

www.wyndhamgrandlondon.co.uk

Recruiting-Agentur:
www.blackrockcareers.com

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