Corona-Krise: Jedem zehnten Mittleren Unternehmen in Deutschland droht Insolvenz

Aufgrund der Corona-Krise droht vielen Unternehmen die Insolvenz. Besonders hart trifft es mittelständische Unternehmen, wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag in einer Blitzumfrage erhebt.
März 30, 2020 | Fotos: Shutterstock

Dass von der Corona-Krise kein Unternehmen verschont bleibt, zeigt eine bundesweite Blitzumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) in aller Deutlichkeit. Die Ergebnisse sind – wie nicht anders zu erwarten – verheerend. 90 Prozent aller Unternehmen spüren die Auswirkungen der Krise. Im Gastgewerbe und in der Reisewirtschaft geben das fast alle Unternehmen an. Rund ein Drittel der befragten Betriebe muss Personal abbauen, auch das trifft wiederum verstärkt auf unsere Branche zu.

Besonders hart trifft es wohl die mittelständischen Unternehmen, wie eine noch nicht veröffentlichte Sonderauswertung der DIHK zeigt. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters.

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Erst die Betriebsschließung, dann die Insolvenz? Das befürchten aktuell 40 Prozent der Unternehmer aus Gastgewerbe und Tourismuswirtschaft, wie eine Umfrage der DIHK zeigt.

DIHK-Studie: Sonderauswertung zeigt akute Insolvenzgefahr

„Besorgniserregend ist dabei nicht nur die absolute Zahl der befürchteten Pleiten, sondern die rasante Zunahme der konkreten Insolvenzsorgen innerhalb von nicht einmal drei Wochen“, sagt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, gegenüber Reuters. „Umso wichtiger ist es, zügig die noch vorhandenen Lücken im Corona-Gesamtpaket zu schließen“, appelliert er weiter. Die Insolvenz-Sorgen würden insbesondere mittelständische Unternehmen betreffen. Die unveröffentlichte Sonderauswertung zeigt außerdem eine erhöhte Insolvenzgefahr im Reise- und Gastgewerbe. In diesen Bereichen gaben 40 Prozent der Unternehmer – die meisten davon mittelständisch – an, akut von Insolvenz bedroht zu sein.

Insgesamt hat sich die Zahl der von der Corona-Krise hart getroffenen Unternehmen innerhalb von drei Wochen fast verdoppelt, wie es in einer offiziellen Presseaussendung heißt. In der jüngsten DIHK-Blitzumfrage unter 15.000 Betrieben erwarten inzwischen mehr als 80 Prozent, dass sie dieses Jahr mit einem deutlichen Umsatzminus abschließen werden. In der Vorumfrage von Anfang März war nur knapp die Hälfte der Unternehmen aus allen Branchen und Regionen Deutschlands so pessimistisch.

Corona-Krise: Finanzielle Hilfe für Unternehmen dringend nötig

In der Zwischenzeit beschloss die Regierungen zwar weitreichende Hilfspakete. Trotzdem scheint unklar, ob die Hilfe rechtzeitig ankommt – und ob sie am Ende auch jeder, der sie benötigt, erhält. “Das Paket der Bundesregierung bietet vor allem Sofortzuschüsse für Kleinstunternehmen und in Notfällen auch direkte Kapitalspritzen für große Unternehmen an,“ erklärt Schweitzer. „Es tut sich aber noch eine gefährliche Lücke insbesondere bei mittelständischen Unternehmen auf. Dort kann die Liquiditätslücke bei aktuellen Umsätzen nahe Null und absolut unsicherer Perspektive nicht mit Kreditprogrammen im banküblichen Verfahren geschlossen werden.”

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Nun ist schnelle Hilfe gefragt: Wenn finanzielle Unterstützung nicht bald bei den Betrieben ankommt, könnte das fatale Auswirkungen haben.

Als ihr größtes Problem geben 43 Prozent der Betriebe den völligen Stillstand ihrer Geschäftstätigkeit an. Die Unternehmer hätten zwar sehr großes Verständis für die Corona-Maßnahmen, würden den Stillstand aber „noch einschneidender empfinden als viele andere. Denn sie sorgen sich nicht nur um die kommenden Wochen, sondern dauerhaft um ihre Existenz und die ihrer Belegschaften.“

Es sei ein Wettlauf mit der Zeit: „Wir sind jetzt Ende März: Die Zahl der betroffenen Unternehmen hat sich durch die angeordneten Einschränkungen des öffentlichen Lebens von Woche zu Woche schnell erhöht. Bislang ist von den Hilfen noch wenig angekommen. Gerade jetzt zum Monatswechsel wird es für viele ganz eng“, berichtet der DIHK-Präsident.

Leaders Club Germany: 7,6 Wochen bis zur Insolvenz

Damit bekräftigt Schweitzer die Forderung vieler Verbände und Unternehmer. So hat vor zwei Wochen auch der Leaders Club Germany in einer Aussendung auf die Dringlichkeit der Lage für die Gastronomie aufmerksam gemacht. Im Schnitt blieben deutschen Gastronomen zu diesem Zeitpunkt im Durchschnitt 7,6 Wochen, bis sie unter den gegebenen Umständen Insolvenz anmelden müssen. Das ergab eine interne Umfrage, die der Leaders Club Germany Mitte März mit einigen seiner 320 Mitglieder durchführte. Und Vorstandsvorsitzender Patrick Rüther muss sogar hier noch relativieren: „Dabei handelt es sich überwiegend um große Unternehmen“, sagt er. Die kleineren dürfte es viel eher treffen.

Ein Wirtschaftsdrama in Zahlen

Wissenschaftler der Technischen Universität Dortmund wollen es indes noch genauer wissen. Sie haben eine Umfrage gestartet, um die Auswirkung der Corona-Krise auf die Gastronomie empirisch zu ermitteln. „Mit großer Sorge nehmen wir die Schließung der Gastronomie aufgrund der Corona-Pandemie wahr. Aufgrund der Krise möchten wir der Öffentlichkeit ein Bild davon geben, welche Auswirkung die Corona-Pandemie auf die Gastronomie in Deutschland hat“, schreiben Maximiliane und Uwe Wilkesmann über ihre Studie.

Das Forscherpaar hatte sich zuvor mit der Organisation der Spitzengastronomie beschäftigt und dazu ein Buch verfasst. Das populärwissenschaftliche Werk sollte demnächst erscheinen. Nun sind andere Dinge in den Vordergrund gerückt. Die Studie zum Beispiel – aber selbstverständlich auch, Menschen in Not zu helfen: „Unterstützen Sie in dieser schwierigen Zeit Ihre lokalen Gastronomen #supportyourlocalrestaurants, die gerade Liefer- und Abholservices eingerichtet haben sowie beeindruckende soziale Innovationen #kochenfürhelden auf den Weg gebracht haben und bleiben Sie gesund!“

Hier geht’s zur Umfrage der TU Dortmund

Alle Daten der DIHK-Studie könnt ihr hier abrufen

Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Krise gibt’s in unserem Gastro-Live-Ticker!

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