Der Goldjunge: Klaus Stephan Rainer

Klaus Stephan Rainer setzt mit seiner Goldenen Bar neue Maßstäbe in der deutschen Barkeeper-Szene. Er zeigt: Wer hartnäckig bleibt, schafft Außergewöhnliches.
Dezember 9, 2021 | Text: Alexandra Polič | Fotos: Raphael Gabauer, Julia Losbichler

Und dann hatte ich wieder so einen Moment wie damals mit 13, als ich zum ersten Mal in das Hotel Bayerischer Hof hineingestolpert bin und gewusst habe: Ich will nie wieder etwas anderes machen. Das wusste ich auch hier“, sagt Klaus Stephan Rainer.

Klaus Rainer
Klaus Stephan Rainer spinnt Locations zu Bargold: Seine beiden Lokale in München bespielt er mit einzigartigen Konzepten. Mit der 2010 eröffneten Goldenen Bar stand er im Jahr 2013 auf der Liste der World’s 50 Best Bars.

Und dann hatte ich wieder so einen Moment wie damals mit 13, als ich zum ersten Mal in das Hotel Bayerischer Hof hineingestolpert bin und gewusst habe: Ich will nie wieder etwas anderes machen. Das wusste ich auch hier“, sagt Klaus Stephan Rainer.

Klaus Rainer
Klaus Stephan Rainer spinnt Locations zu Bargold: Seine beiden Lokale in München bespielt er mit einzigartigen Konzepten. Mit der 2010 eröffneten Goldenen Bar stand er im Jahr 2013 auf der Liste der World’s 50 Best Bars.

Hier, das ist seine Goldene Bar im Münchner Haus der Kunst. Als er mit seiner Partnerin im Jahr 2010 zur Besichtigung der Location kommt, betrachtet er alleine die Wände zwei Stunden lang. Rainer steht in einem ehemaligen Künstlerfestraum, dessen Mauern skizzenhafte Bilder zieren: schottische Destillerien, Tabakhändler, Champagnerproduzenten und Zuckerrohrtransporte. Alle verortet auf Landkarten, in Fresken, auf Blattgold gemalt. „Das sind Getränkethemen rund um die Welt, die hier dargestellt werden“, erzählt der Barkeeper noch immer begeistert, „das war das Außergewöhnlichste, das ich jemals gesehen habe. Das mussten wir machen.“

Wer den Münchner Wohnungsmarkt kennt, weiß: In der Großstadt auch nur eine Wohnung zu bekommen, gleicht einem Stecknadelfund im Heuhaufen. „Wir hatten 48 Mitbewerber, darunter hochkarätige Münchner Gastronomen“, erinnert sich Rainer. Ein herausragendes Konzept muss her. „Keine zehn Tage Zeit“ haben Rainer und Leonie von Carnap, um es auszuarbeiten. Aber die Idee, die sie in schlaflosen Nächten auf Papier bringen, hält ihr Versprechen: „Wir hatten uns das damals sehr gut überlegt und haben das Konzept auch genauso eingehalten, wie wir es geplant hatten“, erzählt der Unternehmer.

Das erste Jahr war katastrophal!
An so manchem Freitagabend musste Klaus Rainer mit den Einnahmen von insgesamt 20 Gästen über die Runden kommen

Die ersten zwölf Monate nach der Eröffnung aber hatten es in sich: „Das erste Jahr war katastrophal.“ Es gab zwar eine kleine Basis, tagsüber kamen Museumsbesucher und Mitarbeiter des Hauses. Aber an so manchem Freitagabend musste der Unternehmer mit den Einnahmen von insgesamt 20 Gästen um die Runden kommen. Doch genau das spielte ihm in die Karten: „Für mich war immer klar: Jeder, der kommt, muss ein so außergewöhnliches Erlebnis haben, dass er nächste Woche mit zwei Freunden wiederkommt – und in der Woche darauf die zwei Freunde mit jeweils zwei weiteren Freunden wiederkommen.“ Der Plan geht auf. Im Sommer 2011 kommt der Durchbruch. Im Sommer 2020 feierte Rainer zehnjähriges Jubiläum.

Der Griff nach Gold

Dabei hatte der Münchner gar nie geplant, sich selbstständig zu machen. Zum Zeitpunkt des Besichtigungstermins arbeitet er bereits sieben Jahre bei Schumann’s. An dem Job dran war er aber schon viel länger: Rainers Bewerbungsphase dauerte nämlich genauso lang wie seine Arbeitszeit in der weltberühmten Bar. Sie beginnt Mitte der 90er-Jahre. Des Barkeepers Lebenslauf liest sich schon damals wie die Gastro-Wunschliste der Szene: Ausbildung im Grandhotel Bayerischer Hof, Geschäftsführer eines Münchner Klubs, Ausbildung in der American Bartender School, Barchef bei Ernst Lechthaler. Ja sogar Bruce Willis hatte Rainer bereits bewirtet.

Klaus Rainer
SCHMETTERLINGSMILCH: Sake, Calpis, Blue Tea Tinktur, Soda und Fresh Lime Squeeze.

Aber das alles hilft nicht: Die Bar ist voll besetzt. Jahrelang. „Damals in den 90ern ist ja wirklich keiner gegangen“, erzählt der Unternehmer. 2003 hat seine Sternstunde geschlagen: Bei Schumann’s wird ein Platz frei. Und wäre es damals nach Rainer gegangen, hätte er vermutlich seinen Lebensabend hinter Schumann’s Theke verbracht. Aber am Ende greift er doch nach Gold, nach seinem eigenen Konzept. Mittlerweile gibt es auch ein zweites. Es heißt Wabi Sabi Shibui und bringt ein Stück japanische Kultur in die bayerische Hauptstadt. Mit beiden Lokalen hat er einzigartige Bars geschaffen, die weit über München hinaus bekannt sind. Mit der Goldenen Bar schafft er es im Jahr 2013 sogar auf die Liste der World’s 50 Best Bars.

Dass Rainer früher Künstler werden wollte, passt da irgendwie, seine Ausdrucksform hat er auf jeden Fall gefunden. Und wenn man die Anzeichen sehen möchte, dann sind auch diese plötzlich glasklar. Den Unternehmer verfolgten sie schon während seiner Ausbildung: „An der Lobby im Hotel gab es noch einen ganz klassischen Barchef“, erzählt er, „mit Schnauzer und Fliege, weißem Jackett. Das war für mich damals schon der coolste Dude im Haus.“

www.goldenebar.de

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KLAUS STEPHAN RAINER. Der Vollblut-Barkeeper Klaus Stephan Rainer hat in seinem Lebenslauf nichts ausgelassen: Seine Gastrokarriere startet er im Grandhotel Bayerischer Hof, später probiert er sich als Geschäftsführer eines Münchner Klubs. Zum Durchbruch verhilft ihm aber eine Ausbildung bei der American Bartender School, die ihm die Tore zur Barkeeper-Welt öffnet. Sowohl die Zeit in der Bar Lechthaler als auch im Schumann’s gehören für Rainer zu den prägendsten Jahren seines Lebens. Mittlerweile zählt der Deutsche allerdings zur hochkarätigen Konkurrenz: Seit 2012 betreibt er in München die Goldene Bar, 2018 kam mit dem Wabi Sabi Shibui das zweite Konzept hinzu.

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