Female Power unter Sommeliers – Wie Frauen die Weinwelt neu schmecken
Die Welt der Sommeliers ist nach wie vor von Männern geprägt – doch starke Frauen setzen neue Akzente. Von historischen Ikonen wie der Champagner-Witwe Veuve Clicquot bis hin zu engagierten Sommelièren in Spitzenrestaurants oder Weinberge. Frauen nehmen sich heute Raum in einer Traditionsbranche. Gleichzeitig zeigt sich beim Weingenuss selbst ein Wandel – sowohl im Zugang als auch in der Wahrnehmung von Wein.

Die Welt der Sommeliers ist nach wie vor von Männern geprägt – doch starke Frauen setzen neue Akzente. Von historischen Ikonen wie der Champagner-Witwe Veuve Clicquot bis hin zu engagierten Sommelièren in Spitzenrestaurants oder Weinberge. Frauen nehmen sich heute Raum in einer Traditionsbranche. Gleichzeitig zeigt sich beim Weingenuss selbst ein Wandel – sowohl im Zugang als auch in der Wahrnehmung von Wein.

Wahrnehmung und Geschmack – Weibliche Vorteile im Fokus
Es gibt Hinweise darauf, dass Frauen sensorisch im Vorteil sind: Eine Serie von Studien besagt, dass Frauen im Schnitt rund 43 Prozent mehr Zellen in ihren olfaktorischen Arealen haben als Männer, wodurch sie Aromen feiner wahrnehmen könnten.
Im Vergleich zu Männern können Frauen auch ihre Geruchsempfindlichkeit durch Übung leichter steigern. Das wurde in einer Studie im Monell Chemical Sciences Center in Philadelphia festgestellt. Dr. Charles Wysocki, der die Studie durchgeführt hat, sagt: „Ich würde vermuten, dass eine Frau, die Wein bewertet, anfangs genauso empfindlich ist wie ein Mann, aber durch wiederholte Exposition gegenüber denselben Weinen würde die Frau in der Lage sein, feinere Unterscheidungen zu treffen“.
Demnach ergibt sich eine plausible Schlussfolgerung: Frauen bringen sensorische Feinfühligkeit mit – was in der Verkostung von Wein ein Vorteil sein könnte.
Genuss, Gemeinschaft und Stil – Unterschiede im Weinkauf
Nicht nur die sensorischen Voraussetzungen unterscheiden sich, auch das Verhältnis zum Wein weicht ab: Für viele Frauen steht beim Genuss das gemeinsame Erlebnis mit Familie oder Freunden im Vordergrund. Männer hingegen betrachten Wein häufiger als Sammelobjekt oder Statussymbol. Beim Einkauf zeigt sich: Frauen greifen häufiger zu lieblichen Weinen, entwickeln mit wachsender Erfahrung aber ebenso eine Vorliebe für trockene Tropfen.
Diese Entwicklungen decken sich mit Studien, die etwa aufzeigen, dass Frauen im Weinmarkt zunehmend gestalterische Rollen übernehmen und Trends mitprägen – ein Ausdruck von Female Power.

Anspruch und Anerkennung – Frauen auf dem Prüfstand
Auch im professionellen Bereich gelten bei Frauen oft besonders hohe Ansprüche. Viele Sommelièren berichten, dass sie Wein anders schmecken – „weniger verkopft, mit viel mehr Entspannung und Ruhe“, so eine Beschreibung. Die mehrfach ausgezeichnete Sommelière Nancy Grossmann sagt dazu: „Man darf Wein nie zu dogmatisch sehen, Wein ist Genuss“.
Dieses Zitat zeigt Haltung und Perspektive zugleich. Trotz Fortschritten bleibt die Geschlechterverteilung bei höchsten Qualifikationen unausgeglichen: Die Organisation Court of Master Sommeliers meldet z. B., dass im Jahr 2022 etwa 61 % der Sommeliers mit dem Titel Master of Wine männlich und 38 % weiblich waren – bei der höchsten Kategorie ‘Master Sommelier’ sank der Frauenanteil sogar auf rund 13 %.
In Deutschland hält etwa die Sommelière Stefanie Hehn den Titel „Master Sommelier“ – einer von weltweit nur wenigen. Dennoch bleibt klar: Gleichstellung ist noch nicht Realität, aber auf dem Weg. In den 50 Best Sommeliers 2025 sind neun Frauen vertreten. Noch ein kleiner weiblicher Anteil, der aber stetig wächst.
Stereotype auf dem Prüfstand
Ein weit verbreitetes Klischee lautet: Frauen trinken lieber Rosé-Champagner oder nur lieblichere Weine. Studien und Befragungen widersprechen dem: So zeigt sich etwa, dass selbst in der Riesling-Hochburg Deutschland 47 % der Frauen Rotwein präferieren. Die Annahme des Stereotyps ist damit widerlegt – ein Hinweis darauf, wie tief Vorurteile sitzen.
Damit wird deutlich: Geschmack ist nicht zwangsläufig geschlechtlich kodiert, sondern individuell und wandelbar.
Neue Perspektiven für Wein
Frauen bringen nicht nur frische Impulse in die Wein- und Sommelier-Szene – sie hinterfragen auch Traditionsmuster: Ob im Geschmack, im Genuss oder in der Karriere-Entwicklung. Die Branche verändert sich, wenn auch langsam. Für Weinliebhaber heißt das: Augen und Gaumen offen halten – denn der Genuss wird vielfältiger.




