Genussessen vs. Wettessen: Wenn Essen zum Kampf wird
Sich gemütlich hinsetzen, ein Getränk konsumieren und Gang für Gang das Essen präsentiert bekommen? So stellen sich viele Essen vor – doch die Welt des Wettessens ist eine völlig andere. Mit Genuss hat sie nichts zu tun. Hier geht es um Wettkampf, Herunterschlingen – und Siegen.

Sich gemütlich hinsetzen, ein Getränk konsumieren und Gang für Gang das Essen präsentiert bekommen? So stellen sich viele Essen vor – doch die Welt des Wettessens ist eine völlig andere. Mit Genuss hat sie nichts zu tun. Hier geht es um Wettkampf, Herunterschlingen – und Siegen.

Was ist Wettessen?
Was für viele nach absolutem Horror klingt, ist für andere erstrebenswert und teilweise auch ihr (Haupt-)beruf: Schnell essen, schlingen, andere besiegen. Vom klassischen Essengehen und Restaurantbesuch könnte das kompetitive Essen kaum weiter entfernt sein.
Beim Wettessen handelt es sich um das Essen innerhalb eines Wettbewerbs. Mindestens zwei – bei den meisten Wettkämpfen sind es aber deutlich mehr – Wettesser treten gegeneinander an. Es geht darum, in einer bestimmten Zeit so viel wie möglich zu essen – und natürlich mehr als alle anderen.
Wettkämpfe dauern oft zwischen acht und zehn Minuten, allerdings gibt es auch einige, die einen Zeitrahmen von dreißig Minuten vorgeben.
Am meisten verbreitet ist das Kampfessen in den USA, Kanada und Japan.
Die Ursprünge
Die genauen Ursprünge des Wettessens sind nicht bekannt. Allerdings ist die Praxis in verschiedenen Kulturen bekannt. Ob scherzhaft gegeneinander innerhalb der Familie oder als Teil von Veranstaltungen oder Jahrmärkten: die Geschichte des Wettessens geht einige Jahrhunderte zurück.
Ein Beispiel für frühe Aufzeichnungen des Wettessens ist Nicholas Wood – auch bekannt als The Great Eater of Kent. Er lebte Ende des 16. beziehungsweise Anfang des 17. Jahrhunderts und war dafür bekannt, unglaubliche Mengen an Essen zu sich zu nehmen.
Beispielsweise heißt es, er habe ein ganzes Schaf – abgesehen von der Wolle, den Hörnern und Knochen – roh gegessen. Er war als lokaler Prominenter in Kent auf Jahrmärkten und Festen unterwegs und trat dort als Kampfmesser auf.
Das erste belegte Kuchen-Wettessen fand im Jahr 1878 in Toronto statt. Gestartet hat dieses als Wohltätigkeitsveranstaltung. Nicht bekannt ist, wie viel Kuchen gegessen wurde.

Danach haben sich Esswettbewerbe – vor allem mit Kuchen – insbesondere in Kanada und den USA verbreitet. Die meisten davon fanden an öffentlichen Orten, beispielsweise auf Jahrmärkten und Festivals, statt.
Eine der bis heute noch bekannten, ältesten Veranstaltungen dieser Art ist das Internationale Hot-Dog-Wettessen am 4. Juli, dem Independence Day der Vereinigten Staaten von Amerika. Ausgetragen wird das Wettessen seit 1916 in Coney Island, New York.

Auch der Wing Bowl ist eine Erfindung der USA. Seit 1993 findet das Wettessen von Chicken Wings traditionell am Vorabend des Super Bowls statt. Die Idee für diese Veranstaltung hatte ursprünglich ein Radiosender in Philadelphia – heute zählt das Event jährlich rund 20.000 Besucher:innen.
Wie ist sowas möglich?
Professionelle Wettesser unterziehen sich einem strengen, individuellen Training, um die Magenkapazität und ihre Essgeschwindigkeit zu erhöhen.
Der Schlüssel zum Erfolg ist die Elastizität des Magens: Das Fassungsvermögen des menschlichen Magens liegt bei durchschnittlich 1,5 Litern. Wettesser bringen ein Fassungsvermögen von drei bis fünf Litern zustande.
Trainiert wird der Magen beispielsweise, indem sie große Mengen an Wasser über einen sehr kurzen Zeitraum trinken, um den Magen zu dehnen. Andere Wettesser kombinieren das Wassertrinken auch mit großen Mengen energiearmen Lebensmitteln wie beispielsweise Gemüse oder Salat.
Außerdem kauen manche Kampfmesser große Mengen Kaugummi, um ihre Beißkraft zu erhöhen.
Kritische Stimmen
Bereits seit vielen Jahren steht das Wettessen stetig in der Kritik. Beispielsweise wird von Menschen kritisiert, dass man auf einem Planeten, auf dem Menschen Hunger leiden, derartig mit Lebensmitteln umgeht: Schnelles Stopfen, keinerlei Genuss und deutlich über den Hunger hinausgehend – absolute Völlerei.
Außerdem gibt es gesundheitliche Bedenken im Zusammenhang mit Esswettbewerben. Es gibt einige Quellen zu Organversagen und anderen Toden, die in direktem Zusammenhang mit den Wettbewerben stehen.
Aus diesem Grund müssen Teilnehmer auch eine Verzichtserklärung oder Haftungsbeschränkung unterschreiben, damit Veranstalter abgesichert sind.