Frauen in der Gastronomie: Ein Kampf, der noch nicht gewonnen ist
Frauen an den Herd!
Haben wir eure Aufmerksamkeit?
Gut.
Es ist noch gar nicht so viele Jahrzehnte her, da war die Küche – die private Küche – der Ort, an dem sich die Frau die meiste Zeit aufgehalten hat. Sie hat für ihre Kinder und ihren berufstätigen Mann gekocht, gebacken, abgewaschen und aufgeräumt. In den Restaurantküchen hat man zu dieser Zeit mit der Lupe nach Frauen suchen müssen. Mit sehr gut polierten Lupen.
Schuld war zum einen natürlich, dass Frauen in der „klassischen historischen Rollenverteilung“ nicht arbeiten gegangen sind, sondern das Haus gehütet haben. Zum anderen waren die Arbeitsbedingungen hart, was es einer Frau mit Familie fast unmöglich machte, den Beruf der Köchin auszuüben. Aber auch andere Faktoren spielten eine große Rolle: männlich geprägte Hierarchien, fehlende Vorbilder und Netzwerke, Bezahlung und Karrierechancen.
Heute, im Jahr 2025, sehen die Bedingungen schon etwas anders aus, sie haben sich gebessert, doch die Gastronomie ist noch immer eine Branche, in der deutlich mehr Männer arbeiten. Auch die meisten Spitzenköche auf den Bühnen dieser Welt sind männlich, da ist auch unsere Rolling Pin.Convention keine Ausnahme. Aber warum eigentlich?
2023 war Jaimy Reisinger mit nur 23 Jahren Rolling Pin Pâtissière des Jahres, heute ist sie Teil des Kuliktivs, gemeinsam mit Viktoria Fahringer (Female Chef of the Year 2024), Sandra Scheidl (Junge Wilde 2020) und Helena Jordan (unter den 50 best Sommeliers).
Die vier Gastronominnen sind das Paradebeispiel für den Wandel in der Gastronomie. Sie sind jung, ambitioniert und erfolgreich.
Aber trotzdem sagt Reisinger: „Frauen, insbesondere junge Frauen, werden oft noch immer nicht ernst genommen.“ Sie erzählt, dass sie sich in kurzer Zeit in der Küche hochgearbeitet hat, jedoch von männlichen Kollegen nicht immer richtig respektiert wird.

„Immer wieder werde ich gefragt, warum es so wenige Frauen in der Gastronomie gibt“, sagt Julia Komp, ehemals jüngste Sterneköchin Deutschlands (2016) im Gespräch. „Es gibt viele Frauen in der Gastronomie. Sie stehen nur nicht immer in der ersten Reihe.“ Und warum stehen sie nicht in der ersten Reihe? Weil sie Angst vor Kritik haben oder davor, nicht ernst genommen zu werden.
Die deutsche Köchin und Autorin Zora Klipp im Interview mit Chefs Culinar zum Thema: „Ich würde gar nicht sagen, dass es sich um eine Männerdomäne handelt, aber der Job wirkt doch auf viele abschreckend: die Arbeitszeiten sind familienunfreundlich, die Arbeit ist körperlich anstrengend und der Ton ist oftmals noch sehr rau.“
Fazit: Es gibt einige Frauen in der Gastronomie – sie stehen jedoch oft im Hintergrund und bekommen keine Bühne geboten bzw. wollen das auch gar nicht.
Um Frauen, die gesehen werden möchten, doch es bis dato nicht werden, eine Stimme zu geben, haben wir uns übrigens etwas Besonderes überlegt: Jeder Spitzenkoch, der als Speaker auf die Rolling Pin.Convention kommt, soll eine talentierte Powerfrau aus seinem Team mit auf die Bühne nehmen. Das Ziel: Neue, innovative Visionen von Frauen, die sich trotz Vorurteilen und anderen Hürden an die Spitze gearbeitet haben.
Frauen als Vorbilder
Wie bereits erwähnt, gab es vor einigen Jahrzehnten kaum weibliche Vorbilder in der Gastronomie, von denen sich andere Frauen inspirieren lassen konnten. Der Weg der Frauen in die Gastronomie war steinig und er ist noch nicht bestritten. Aber: Immer mehr Frauen erobern die großen Küchen dieser Welt, gewinnen renommierte Auszeichnungen und zeigen: Die Zukunft der Spitzengastronomie ist nicht nur männlich.
Mittlerweile gibt es eine Menge an Frauen in der Gastro, die Beeindruckendes geleistet haben. Sie inspirieren, haben Visionen und wollen verändern – wir haben hier eine Liste mit Frauen, deren Geschichten und besonders begeistert:
Mariya Russell
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Mariya Russell schrieb 2019 Geschichte, als sie als erste Woman Of Color einen Michelin-Stern erhielt. Als Chefköchin der Restaurants „Kumiko“ und „Kikkō“ in Chicago wurde sie für ihre herausragende Küche ausgezeichnet.
Asma Khan
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Asma Khan, ursprünglich aus Indien, ist die Gründerin des Londoner Restaurants „Darjeeling Express“. Ihr Team besteht ausschließlich aus Frauen mit Migrationshintergrund, die zuvor keine professionelle Kocherfahrung hatten. Khan setzt sich leidenschaftlich für die Förderung von Frauen und Minderheiten in der Gastronomie ein und war die erste britische Köchin, die in der Netflix-Serie „Chef’s Table“ vorgestellt wurde.
Dominique Crenn
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Dominique Crenn ist eine französische Köchin, die in den USA arbeitet. Sie ist die erste Frau in den USA, deren Restaurant „Atelier Crenn“ mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde. Crenn engagiert sich für Nachhaltigkeit und setzt sich für die Gleichstellung der Geschlechter in der Gastronomie ein.
Elena Reygadas
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Die renommierte mexikanische Köchin Elena Reygadas hat das Stipendienprogramm „Beca Elena Reygadas“ ins Leben gerufen. Dieses Programm zielt darauf ab, die Chancengleichheit für Frauen in der Gastronomie zu stärken und ihre Führungsrollen zu fördern. Es steht allen mexikanischen Studentinnen offen und unterstützt sie dabei, eine Karriere in der Gastronomie zu verfolgen.
Margarita Forés
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Margarita Forés ist eine philippinische Köchin, die 2016 als „Best Female Chef in Asia“ ausgezeichnet wurde. Sie fördert die philippinische Küche weltweit und engagiert sich für die Ausbildung junger Köchinnen und Köche in ihrem Heimatland.
Clare Smyth
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Clare Smyth ist eine nordirische Köchin, die als erste Frau in Großbritannien drei Michelin-Sterne für ihr eigenes Restaurant „Core by Clare Smyth“ erhielt. Sie setzt sich für die Förderung von Frauen in der Gastronomie ein und engagiert sich in Mentorenprogrammen
Susanne Vössing
Susanne Vössing bei „Cook mal wer da kocht“
Susanne Vössing war die erste Frau in Deutschland, die einen Michelin-Stern erkochte. Bekannt wurde sie auch als Moderatorin der Fernsehsendung „Kochduell“ auf VOX
Douce Steiner
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Douce Steiner ist eine der wenigen Frauen in Deutschland, die mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurden. Als Inhaberin und Chefköchin des Restaurants „Hirschen“ in Sulzburg inspiriert sie eine neue Generation junger Frauen in der Spitzengastronomie.
Rosina Ostler
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Die gebürtige Münchnerin Rosina Ostler übernahm im Dezember 2023 die kulinarische Leitung des mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurants „Alois – Dallmayr Fine Dining“ in München. Mit Stationen in renommierten Restaurants wie der „Schwarzwaldstube“ in Baiersbronn und dem „Maaemo“ in Oslo bringt sie eine beeindruckende Expertise mit.
Tanja Grandits
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Geboren 1970 in Deutschland, ist sie seit 2001 in der Schweiz tätig und leitet das Restaurant „Stucki“ in Basel. Sie wurde mit zwei Michelin-Sternen und 19 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet. Tanja Grandits engagiert sich für die Förderung junger Köchinnen und setzt sich für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Gastronomie ein.
Kerstin Rapp-Schwan
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Die deutsche Gastronomin engagiert sich als Beraterin (tellerrand consulting, Konen & Lorenzen) und kommunikationsfreudige Netzwerkerin für die gesamte Branche. Derzeit kämpft sie vor allem für die Rückkehr der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie, ist Teil der Veranstaltung „Chefs in Town“ und der Organisation Frauennetzwerk Foodservice.
Female Wine-Collective

Das Female Wine Collective ist ein österreichisches Netzwerk, das sich für die Förderung von FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans und agender Personen) in der Weinbranche einsetzt. Gegründet von Sommelièren wie Friederike Duhme und Kira Huber, bietet es einen sicheren Raum für Austausch, Weiterbildung und gegenseitige Unterstützung. Ziel des Kollektivs ist es, Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und einen respektvollen Umgang in der traditionell männerdominierten Branche zu fördern.