Zu laut zum Genießen? Warum Akustik über das Restauranterlebnis entscheidet

Es gibt viele Faktoren, die einen Restaurantaufenthalt negativ beeinflussen können – etwa schlechtes Essen oder schlechter Service. Doch auch Faktoren wie die Lautstärke können aus einem schönen Abend ein negatives Erlebnis machen.
November 6, 2025 | Text: Miriam Pilko | Fotos: Shutterstock

Musik, Stimmen, Geschirrklappern – kein Gastronomiebesuch ist völlig still. Doch wann wird Atmosphäre zu Lärm? Und warum entscheiden Akustik und Lautstärke oft darüber, ob Gäste bleiben oder gar wiederkommen?

Musik, Stimmen, Geschirrklappern – kein Gastronomiebesuch ist völlig still. Doch wann wird Atmosphäre zu Lärm? Und warum entscheiden Akustik und Lautstärke oft darüber, ob Gäste bleiben oder gar wiederkommen?

Warum Lautstärke und Akustik das Restauranterlebnis prägen

Je nach Lokal gehört Musik einfach dazu. Eine Bar ohne Sound wäre seltsam, ein Club ohne Bässe undenkbar. Doch im Fine-Dining-Restaurant oder beim romantischen Abendessen kann zu viel Geräuschkulisse schnell die Stimmung ruinieren.

Das Akustikniveau muss zum Ambiente passen – es ist Teil des Gesamterlebnisses. Studien zeigen, dass zu hohe Lautstärke nicht nur das Gespräch erschwert, sondern auch das Wohlbefinden mindert. Viele Gäste bleiben kürzer oder geben weniger Trinkgeld, wenn es um sie herum zu laut wird. 

Wenn Lärm zur Belastung wird

Nicht jeder Lärm ist gleich. Manchmal ist es die Musik, dann sind es die anderen Gäste, die den Geräuschpegel hochtreiben. In vollen Lokalen mit schlechter Raumakustik potenziert sich das schnell – und führt zum sogenannten Lombard-Effekt: Wenn die Umgebung lauter wird, sprechen alle automatisch ebenfalls lauter, oft auch in höherer Tonlage. Das Ergebnis: niemand versteht mehr ein Wort, die Stimmung kippt – vor allem in grundsätzlich ruhigeren Restaurants. 

Doch nicht nur laute Gespräche oder Musik, sondern auch leise Dauergeräusche können stören – etwa Klimaanlagen, Handytöne oder tickende Uhren. Der Körper reagiert darauf mit Stress. Zudem beeinflusst der Geräuschpegel unbewusst das Verhalten: Man isst schneller, trinkt mehr und fühlt sich unruhiger. Selbst das Sättigungsgefühl kann verzerrt werden, wenn man in einer Umgebung isst, in der man sich nicht wohl fühlt. 

Akustikdesign – Aufgabe für Architektur und Management

Wie laut ein Raum wirkt, ist kein Zufall. Architekten und Innenausstatter spielen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Klangqualität. Teppiche, Wandverkleidungen, Akustikdecken, Vorhänge oder Raumteiler brechen den Schall und schaffen Ruheinseln.
Kleine Maßnahmen machen oft den größten Unterschied: Filzgleiter an Stuhlbeinen verhindern beispielsweise das Quietschen der Stühle, Polster und Stoffe absorbieren Schall.

Auch das Verhalten von Küche und Service trägt bei. In offenen Küchen kann selbst gute Architektur den Lärm nicht vollständig kompensieren. Wer dort schreit oder laut kommuniziert, überträgt jedes Geräusch direkt in den Gastraum. Akustik ist also nicht nur eine Frage der Gestaltung, sondern auch der Einstellung am Arbeitsplatz.

Musik: zwischen Stimmung und Manipulation

Musik ist einer der größten Lärmfaktoren – aber auch eines der wirkungsvollsten Gestaltungsmittel. Die richtige Auswahl kann Atmosphäre schaffen, Emotionen steuern und das Gesamterlebnis prägen.
Doch Lautstärke ist ein schmaler Grat: Zu laute Musik vergrault Gäste, zu leise erzeugt Leere. Manche Betriebe setzen sie gezielt ein, um den Konsum anzukurbeln – laute Musik sorgt dafür, dass man lauter spricht – und somit nachweislich für mehr Durst und schnellere Entscheidungen. 

Trotzdem gilt: Der Ton macht die Musik. Dezente, passende Hintergrundklänge, die sich harmonisch ins Ambiente fügen, werden von den meisten Gästen als angenehm empfunden.

Gute Akustik – ein Erfolgsfaktor für Gäste und Team

Die größte akustische Herausforderung liegt im aktuellen Designtrend: Beton, Glas und Stahl sehen modern aus, schlucken aber keinen Schall. Räume hallen, Stimmen überlagern sich. Dabei ließe sich das leicht vermeiden – mit textilen Materialien, Wandbehängen, Teppichen oder Akustikpaneelen.

Ein hoher Lärmpegel schadet nicht nur der Stimmung, sondern auch der Gesundheit. Er stresst das Personal, erschwert Konzentration und Kommunikation.
Wer dagegen auf bewusste Akustikplanung setzt, schafft ein entspannteres, angenehmeres Umfeld – und damit die Basis für echte Gastfreundschaft.

Denn am Ende gilt: Die richtige Lautstärke ist kein Zufall. Sie ist ein stiller Luxus, den Gäste oft gar nicht bewusst wahrnehmen – aber sofort vermissen, wenn er fehlt.

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