Mein groesster Fehler: Selim Varol

Auch die Großen der Branche machen nicht alles richtig. Hier erzählen sie von ihren Fehltritten und Rückschlägen, davon, was sie daraus gelernt haben und wie sie es heute besser machen. Diesmal: Selim Varol.
Januar 21, 2019 | Fotos: Mertphoto

Burgermeister

Ich bin eigentlich Gastgeber und kein Gastronom“, erklärt der selbst ernannte Burgermeister von Düsseldorf. Ganz so kann man das allerdings nicht stehen lassen. Der türkischstämmige Gourmet-Beef-Buddy Selim Varol startete seine steile Gastro-Karriere als Quereinsteiger im Sommer 2013, als er seinen ersten Artisan-Burger-Laden Whats’s Beef in Düsseldorf eröffnete. Sein Anspruch waren höchste Burger-Qualität, Nachhaltigkeit und Design. Ein Konzept, das zu dieser Zeit in Deutschland einzigartig war und voll eingeschlagen hat.

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Quereinsteiger, Künstler und Gourmet-Burger-Liebhaber. Selim Varol ist mit seiner Burgerkette What’s Beef und seiner De-Luxe-Pizza What’s Pizza trotz eines bitteren Rückschlags der Durchbruch in Deutschland gelungen.

Burger gut, alles gut

Der nächste logische Schritt, wenn man einen erfolgreichen Burger-Laden hat? Richtig, man expandiert. Und was soll schon schieflaufen, wenn man das gleiche Konzept in der gleichen Stadt an einem anderen Standort neu eröffnet? Der leidenschaftliche Gastgeber ging also voller Tatendrang zu Werke. „Wir sind damals mit unserer zweiten Filiale in Düsseldorf nach Golzheim in ein denkmalgeschütztes Gebäude gezogen. Eine tolle Immobilie, eines der ersten Hochhäuser in Deutschland überhaupt. Dort haben wir dann eine Lüftungsanlage installiert, die Fett filtert und die Luft aus der Küche in den Innenhof blasen sollte“, gibt Varol zu Protokoll.
Allerdings musste diese nach Fertigstellung gleich vergrößert werden. Aber auch hier blieb der gewünschte Erfolg aus. „Da uns schon mit der Schließung gedroht wurde, weil Gefahr in Verzug war, haben wir auf die Schnelle ein Rohr eingezogen, um die bereits gefilterte Luft übers Dach aus dem Gebäude zu leiten. Aber wie schon bei der Planung der Filteranlage ging auch beim Rohr, das wir nachträglich eingebaut haben, wieder alles schief, denn es wurde von der Firma falsch installiert.“

Der Anfang vom Ende

In der Mitte des Hauses waren offensichtlich zwei Teilstücke nicht direkt ineinander verbaut, sodass sich dort die Abluft aus der Küche im ganzen Wohnhaus verbreiten konnte. „Das war eine Katastrophe. Ich ging damals durch die Hölle. In meiner Stadt rebellierten die Anrainer und die lokalen Medien sind natürlich richtig darauf angesprungen.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte der heutige Erfolgsgastronom aber schon einen sechsstelligen Eurobetrag in die Filiale gepumpt.
Trotzdem zog Varol die Reißleine und machte den Laden in Golzheim dicht. „Zum Glück gehörte mir die Immobilie damals und wir haben sie für den Nachmieter, der ein neues Lokal eröffnen wollte, so weit inklusive Fachplaner, Brandschutz und so weiter fertiggestellt, dass hier nicht wieder Kopfschmerzen entstehen.“ Heute kann der sympathische Burgerfetischist wieder drüber lachen, er zog seine Lehren aus der Lüftungsmisere. „Man denkt sich als Quereinsteiger in der Gastronomie: ‚Lüftungsanlage, das ist doch keine Rocket Science.‘ Aber unterm Strich, wenn man von technischen Themen keine Ahnung hat, sind sie dann doch wieder Rocket Science.
Man denkt sich als Quereinsteiger in der Gastronomie: „Lüftungs- anlagen. Das kann doch keine Rocket Science sein.
Selim Varol über leichtfertige Entscheidungen mit bitteren Folgen
Am Ende ist es für einen Gastronomen aber absehbar und planbar. Darum ist es wichtig, dass man seine Hausaufgaben macht, sich mit diesen Themen auseinandersetzt und sich eben auch mit Experten austauscht, mehrere Angebote einholt und keinesfalls versucht, in diesen Bereichen zu sparen. Das sind einfach Learnings, die ich jedem, der in die Gastronomie einsteigt, ersparen möchte.“ Neben Nerven, Zeit und Geld bedeutet für Varol diese Erfahrung aber auch einen Rückschlag in seinen Expansionsplänen. „Natürlich wollten wir nach fünf, sechs Jahren weiter sein.
Ich hatte aber zumindest das Glück, nicht existenziell davon abhängig zu sein. Darum kann ich das heute mit einem weinenden und einem lachenden Auge sehen. Aber das hätte auch anders ausgehen können.“ Aufhalten lässt sich der Düsseldorfer Burgermeister von diesem Rückschlag aber keinesfalls, er plant auch in Zukunft neue Burgerkreationen, Restaurantkonzepte und natürlich seine Expansion.
www.whatsbeef.de

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