METRO-CEO Xavier Plotitza im Interview: „Unsere Mitarbeiter sind die besten Influencer!“

Schon vor 15 Jahren verfolgte Xavier Plotitza für Metro die Vision, Marktbegleiter AGM zu kaufen. Vor gut einem Jahr ist ihm das als CEO nun gelungen; begleitet von behördlichen Auflagen und einem intensiven Change-Prozess. Dennoch wirkt das Metro-Team stärker als je zuvor. Preisfrage: Wie geht das bloß?
März 2, 2023 | Text: Johannes Stühlinger | Fotos: Julia Losbichler

Bis auf einen kurzen Ausflug verbindet Sie und die Metro seit 2006 eine berufliche Partnerschaft. Was hat die Metro, was andere nicht haben?
Xavier Plotitza: Was mir gefällt, ist diese Kundenbindung. Wenn wir sagen, Ihr Erfolg ist unser Business, fühle ich mich wirklich verantwortlich. Diese Nähe ist etwas Einzigartiges. Und sie ist meine größte Motivation. Die zweite Motivation zurückzukehren und in Österreich wieder tätig zu werden: Ich fühle mich hier sehr wohl, habe einen Teil meiner Wurzeln in Österreich, meine Tochter ist hier geboren. Ich kam auch wieder gern zurück, weil ich eine Mission hatte, die nicht abgeschlossen war …

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Die nächsten Ziele von Metro Österreich CEO Xavier Plotitza: noch ein weiterer Markt in Salzburg und Digitalisierung auf höchstem Niveau

Klingt geheimnisvoll. Was war das für eine Mission?

Bis auf einen kurzen Ausflug verbindet Sie und die Metro seit 2006 eine berufliche Partnerschaft. Was hat die Metro, was andere nicht haben?
Xavier Plotitza: Was mir gefällt, ist diese Kundenbindung. Wenn wir sagen, Ihr Erfolg ist unser Business, fühle ich mich wirklich verantwortlich. Diese Nähe ist etwas Einzigartiges. Und sie ist meine größte Motivation. Die zweite Motivation zurückzukehren und in Österreich wieder tätig zu werden: Ich fühle mich hier sehr wohl, habe einen Teil meiner Wurzeln in Österreich, meine Tochter ist hier geboren. Ich kam auch wieder gern zurück, weil ich eine Mission hatte, die nicht abgeschlossen war …

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Die nächsten Ziele von Metro Österreich CEO Xavier Plotitza: noch ein weiterer Markt in Salzburg und Digitalisierung auf höchstem Niveau

Klingt geheimnisvoll. Was war das für eine Mission?
Plotitza: Schon in meiner ersten Zeit bei Metro wollte ich AGM in die Metro bringen. Wir hatten 2006 die Marktsituation im Detail analysiert und gesehen, dass AGM ein Unternehmen wäre, das wir sehr gerne kaufen würden. Ich hatte also etwas zu finalisieren, das ich 15 Jahre zuvor begonnen hatte.

Diese „Hochzeit“ ist ein Jahr her. Gab es Hürden?
Plotitza: Ehrlich gesagt: Man muss für so ein Vorhaben schon sehr sportlich sein (lacht). Auch die Auflagen, zwei Märkte wieder abzugeben, waren nicht leicht wegzustecken. Vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Standorte, die sich zu lange in Unsicherheit bewegen mussten. Wir haben damit Zeit verloren, um die Ziele – für alle Beteiligten – erreichen zu können. Sie müssen sich das so vorstellen: Ein Teil der Auflagen war es, dass wir zwei der neun Märkte innerhalb kürzester Zeit wieder weiterverkaufen mussten. Das heißt auch für die dortigen Mitarbeiter, dass sie in der Luft hingen und wir nichts dagegen tun konnten.

„Unsere Mitarbeiter sind die besten Influencer!“

Ist das der Grund, warum AGM und Metro noch immer als eigenständige Marke unterwegs sind?
Plotitza: Auf der einen Seite sind wir noch im Prozess des Zusammenwachsens, auch in rechtlicher Hinsicht. Außerdem sehen wir, dass unsere Kunden AGM mögen, sie verstehen aber, dass AGM und Metro zusammengehören. Wir fokussieren bisher auf die Stärken beider Marken, werden diese herausstellen und wollen das Beste beider Welten bieten. Deswegen lag unsere Priorität bis dato nicht darauf, die Marke zu ändern.

Gibt es schon Effekte, die Kunden durch den Zusammenschluss spüren?
Plotitza: Ja. Unsere Großkunden, die überall in Österreich zu beliefern sind, spüren jetzt, dass Metro viel breiter aufgestellt ist als früher. Unsere Kunden nehmen die Produktvielfalt sehr bewusst wahr. Das heißt zum Beispiel, dass der Kunde des AGM Liezen genauso gut von uns bedient werden kann, wie jener der Metro Graz. Das war bis dato nicht der Fall. Aktuell arbeiten wir auch daran, die einzelnen Sortimente auch im Non-Food-Bereich anzupassen. Denn eines ist klar: Ein 3.000-Quadratmeter-Markt in Liezen kann nicht das gleiche Sortiment bieten wie ein drei Mal so großer Markt. Hier arbeiten wir an digitalen Lösungen, die die kleinere Fläche wieder wettmachen.

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Mit den Kollegen auf Augenhöhe kommunizieren. So lautet das Credo von Metro Österreich CEO Xavier Plotitza

Da das Datenmanagement bedeutet, heißt das wohl, dass die Sache recht komplex ist …?
Plotitza: Ja, klar. Bis Jänner 2024 werden wir allerdings die Systeme komplett angepasst haben. Das war eigentlich schon für Oktober 2023 geplant, allerdings war die METRO-Welt im vergangenen Jahr einer Cyberattacke ausgesetzt, die unsere ganze Aufmerksamkeit beanspruchte.

Was ist da bitte passiert?
Plotitza: Es waren zwei Cyberangriffe innerhalb kurzer Zeit Ende 2022. Diese haben unsere Welt ausgerechnet in der Weihnachtszeit extrem verlangsamt, um es freundlich auszudrücken. Worüber ich sehr froh bin ist, dass weder unsere Kunden- noch unsere Mitarbeiterdaten in Gefahr waren. Aber unsere IT-Kassensysteme wurden völlig lahmgelegt.

Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit, werden Sie jetzt eine Cyberpolizei einführen?
Plotitza: Das Learning dieser Cyberattacke ist, dass wir sehr wohl geschützt, aber offensichtlich nicht gut genug geschützt waren. Hier wurde intensiv nachgebessert – in der Technologie und Strategie. Vor allem aber konnten wir auch die Awareness in den Teams erhöhen. Jeder einzelne muss achtsam sein.

Der große Merch und Cyberattacken: Wie sind Sie in der internen Kommunikation umgegangen, um kein Vertrauen einzubüßen?
Plotitza: Natürlich sind Transparenz in Krisen und Change Management in Zeiten der Veränderung unerlässlich. Darauf haben wir von dem Moment an, an dem es im Merger-Prozess­ ­erlaubt war, mit besonderer Kraft gesetzt. Wir haben in jedem Großmarkt zwei sogenannte Change Agents ernannt, sie setzen sich als Stimmungsbarometer ein und helfen uns dabei, um Informationen möglichst schnell von den Märkten in die Zentrale und umgekehrt fließen zu lassen.

Gleichzeitig ging es aber auch darum, die einst fremden Kollegen miteinander zu verbinden. Und Ungereimtheiten schnell zu erfassen und anzupassen. Außerdem haben wir uns in der Geschäftsführung in Gruppen aufgeteilt, um möglichst rasch alle Standorte persönlich besuchen zu können. Es ist unser Job, vor Ort zu sein, sich allen Fragen der Mitarbeiter zu stellen, die Leute auch zu stärken und zu schützen. Dieses Verständnis des Miteinander ist sehr gut angekommen.

Zum Glück waren weder Kunden- noch Mitarbeiterdaten betroffen!
Xavier Plotitza über die digitalen Angriffe auf die Metro-Systeme

So gut, dass die Metro vielleicht wirklich schon bald Nummer eins am Markt sein kann?
Plotitza: Ja, mathematisch natürlich schon. Der Zusammenschluss mit AGM gibt uns noch mehr Selbstvertrauen. Weil wir wissen, dass AGM auch eine sehr, sehr gute Kundentreue hat. Seit dem Deal haben wir bei AGM keinen Kunden verloren. Wir haben sogar in einigen Märkten dazugewonnen. ­

Warum? Weil auch die Mitarbeiter von AGM stolz gesagt haben und sagen: Jetzt sind wir Großhandel, wir sind alle Metro. Das heißt für uns: Unsere Mitarbeiter sind vor allem auch unsere besten Influencer.

Ausblick: Was kommt in diesem Jahr auf METRO zu?
Plotitza: Wachstum bleibt auch 2023 unser Fokus. Gerade in Zeiten hoher Inflation und Volatilität zeigen sich die Vorteile unseres Geschäftsmodells – mit attraktiven Preisen in den Großhandelsmärkten, bedarfsgerechter Belieferung, einem breiten Onlinesortiment sowie einem persönlichen Kundenservice durch unsere wachsende Vertriebsmannschaft.

Wir wachsen weiter mit AGM zusammen, verstehen uns gemeinsam als der starke Partner der Wahl für Profikunden und ergänzen unseren umfassenden Multichannel-Ansatz mit digitalen betrieblichen Services, wie etwa mit DISH, einer Online-Plattform für digitale Anwendungen in der Gastronomie. Wir entwickeln weiter unsere Metro-Marken in Zusammenarbeit mit Gastronomen und hinsichtlich gesellschaftlicher Verantwortung sowie Ansprüchen an Nachhaltigkeit und erarbeiten Lösungen, die unseren Kunden den Arbeitsalltag erleichtern. Wir haben also jedenfalls noch viel vor!

 

Xavier Plotitza

Der gebürtige Franzose mit österreichischen Wurzeln ist seit 2006 in unterschiedlichen Funktionen bei Metro tätig. Er verantwortet den erfolgreichen Merch mit Marktbegleiter AGM und hat zuletzt als CEO Metro Österreich in der Pandemie für beachtenswerte Aktionen gesorgt. So wurden nicht nur Mitarbeiter und deren Familien und Freunde kostenlos mit Tests und Impfungen versorgt, auch die Zahlungsziele für Kunden wurden an die jeweiligen Möglichkeiten zu besonders kulanten Bedingungen angepasst.

www.metro.at

 

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