Wie Margot Henderson die Londoner mit ihrer Küche verzaubert

Sie schwamm mit Pferden im Hutt River, verliebte sich in Fergus Henderson und eröffnete ihr Restaurant Rochelle Canteen in einem ehemaligen Fahrradschuppen. Dort schuf the one and only Margot Henderson der klassisch britischen Küche ein neues Zuhause.
Januar 30, 2020 | Text: Sarah Helmanseder | Fotos: Beigestellt

Wer auf der Suche nach Rochelle Canteen im Londoner Szeneviertel Shoreditch bei der St. Leonard’s Church von der Shoreditch High Street abbiegt, an einem veganen Café vorbeigeht und immer weiter bis zum Arnold Circus, ist sich erst einmal sicher, den falschen Weg genommen zu haben. Weit und breit kein Restaurant. Aber am anderen Ende des Platzes steht eine alte viktorianische Schule. Die Klingel betätigen, dann schwingt die Tür auf und man kann direkt zum einstigen Fahrradschuppen gehen. Nein, nicht zu irgendeinem konspirativen Treffen – zum Essen bei Margot Henderson!

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Ein Schweinekopf, wie er im Buche steht: Wie ihr berühmter Mann Fergus Henderson verfolgt auch Spitzenköchin Margot Henderson den Nose-to-Tail-Ansatz. So ein Pig’s Head landet in der Rochelle Canteen schon einmal ziemlich solo auf dem Teller. Very british? Mitnichten – außergewöhnlich!

Von der unscheinbaren Location auf ihre Patronin zu schließen, wäre weit gefehlt. Henderson ist eine temperamentvolle, warme und humorvolle Frau in ihren Fünfzigern. Und ihre Küche ist wie sie: bodenständig, kräftig, geradlinig, distinguiert. Very british außerdem! Nun, das ist die Neuseeländerin Henderson streng genommen zwar nicht, aber irgendwie doch. Nicht umsonst wird ihr zugeschrieben, der klassisch britischen Küche in ihrer gemütlichen Rochelle Canteen ein neues Zuhause gegeben zu haben.

Das Lokal ist das Herzstück der seit 1999 als Zentrum einer kreativen Community florierenden Rochelle School.

Wer auf der Suche nach Rochelle Canteen im Londoner Szeneviertel Shoreditch bei der St. Leonard’s Church von der Shoreditch High Street abbiegt, an einem veganen Café vorbeigeht und immer weiter bis zum Arnold Circus, ist sich erst einmal sicher, den falschen Weg genommen zu haben. Weit und breit kein Restaurant. Aber am anderen Ende des Platzes steht eine alte viktorianische Schule. Die Klingel betätigen, dann schwingt die Tür auf und man kann direkt zum einstigen Fahrradschuppen gehen. Nein, nicht zu irgendeinem konspirativen Treffen – zum Essen bei Margot Henderson! 

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Ein Schweinekopf, wie er im Buche steht: Wie ihr berühmter Mann Fergus Henderson verfolgt auch Spitzenköchin Margot Henderson den Nose-to-Tail-Ansatz. So ein Pig’s Head landet in der Rochelle Canteen schon einmal ziemlich solo auf dem Teller. Very british? Mitnichten – außergewöhnlich!

Von der unscheinbaren Location auf ihre Patronin zu schließen, wäre weit gefehlt. Henderson ist eine temperamentvolle, warme und humorvolle Frau in ihren Fünfzigern. Und ihre Küche ist wie sie: bodenständig, kräftig, geradlinig, distinguiert. Very british außerdem! Nun, das ist die Neuseeländerin Henderson streng genommen zwar nicht, aber irgendwie doch. Nicht umsonst wird ihr zugeschrieben, der klassisch britischen Küche in ihrer gemütlichen Rochelle Canteen ein neues Zuhause gegeben zu haben.

Im Jahr 1993 beschloss ich, dass ich ein Chef sein möchte.

Klare Ansage: Margot Henderson hat ihren Beschluss in aller Konsequenz umgesetzt

Das Lokal ist das Herzstück der seit 1999 als Zentrum einer kreativen Community florierenden Rochelle School. Im Wesentlichen ist es ein großer, weiß gestrichener Raum mit zweckmäßigen hölzernen Vintagemöbeln und Shaker-Peg-Stangen mit Hüten an den Wänden. In vielerlei Hinsicht ist es ein atypisches Restaurant, jedenfalls eines, in dem unglaublich viel Herz steckt und in dem jeder willkommen ist, der sich einfach einen guten Lunch wünscht. Zu Mittag geht es zu wie in einer Kantine: fröhlich, laut und geschäftig. Nicht ganz so wie in einem Sternerestaurant, aber die Küche … ja, die Küche ist brillant.

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„Ich bin ein chaotischer, verrückter Mensch und wohl ziemlich nervig“, sagt Henderson über sich selbst. Nun, ironisch ist sie auch.

Mother of Food

Henderson wurde 1964 in Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, geboren. Mehr als 18.000 Kilometer von ihrer heutigen Heimat London entfernt. „Ich habe teure Erinnerungen, wie wir mit Pferden den Hutt River hinuntergeritten und mit ihnen geschwommen sind. Es war eine freie und abenteuerliche Kindheit“, erzählt sie. Ihre Mutter war Journalistin und Autorin mit Spezialgebiet Kulinarik – und begnadete Köchin. „Sie kochte wunderbares, sehr gesundes Essen, machte eigenen Joghurt und frisches Brot. Industriezucker war bei uns nicht erlaubt!“ Zur Gastronomie fühlte sie sich schon früh hingezogen: „Als Kind war ich ziemlich gierig. Und ich habe dauernd gebacken, etwa für die Geburtstage meiner kleinen Brüder. Wir aßen aber auch in vielen Restaurants, als wir noch Kinder waren. Ich liebte die Atmosphäre. Sie war immer speziell für mich, aber nicht einschüchternd. Ich hatte keine Angst davor, hart zu arbeiten, also war es ein natürlicher Prozess, dass ich mich nach der Schule in Richtung meiner Liebe zu Essen und harter Arbeit entwickelte.“

Nach der Schule jobbte sie in verschiedenen Restaurants und als sie genug Geld beisammenhatte, ging sie nach London – damals der Sehnsuchtsort aller jungen Neuseeländer. Ihr erster Job war beim Pizzaexpress in Wimbledon. „Später habe ich im wundervollen 192 in Notting Hill mit Maddalena Bonino gearbeitet. Sie hat mir viel beigebracht. Im Jahr 1993 beschloss ich, dass ich eine Köchin sein möchte, und schon hatte ich meinen ersten Job als Küchenchefin, im First Floor“, erzählt Henderson. Es folgten das Quality Chop House und das Restaurant Eagle. Dort lernte sie Fergus Henderson kennen, und es war buchstäblich Liebe auf den ersten Blick. Einen Monat später kam der Heiratsantrag und zur Hochzeit kochten die beiden Cassoulet für 300 Gäste.

Als sich Fergus bald nach der Eröffnung ihres gemeinsamen French House Dining Room in Soho 1992 verabschiedete, um sein berühmtes St. John zu eröffnen, begann für Henderson eine harte Zeit, in der sie darum kämpfte, für Restaurant und Kinder gleichzeitig da zu sein – bis sie Melanie Arnold traf. „Arnold & Henderson entstand, weil Melanie und ich zusammen an einem flexiblen Weg arbeiteten, um Karriere zu machen und gleichzeitig drei kleine Kinder zu haben.“ Anfangs war es ein Cateringunternehmen in der eigenen Küche, dann bot ein Freund, der gerade die ehemalige Rochelle School gekauft hatte, ihnen eine Location an, und  Rochelle Canteen war geboren. „Die Mieter waren damals Giles Deacon, Luella Bartley und Katie Baggot, alles große Modeleute. Sie brachten Gäste und Presse mit, dann entwickelte sich das einfach weiter und die Türglocke hat nie aufgehört zu läuten“, sagt Henderson. Seit 2017 gibt es auch beim Institute of Contemporary Arts, der Londoner Kunsthalle, einen Standort der Rochelle Canteen.

„Unsere Gerichte folgen der Saison. Wir beziehen Fleisch und Fisch aus lokalen Quellen. Wir haben einen einfachen Zugang zu Essen und lassen die Zutaten für sich selbst sprechen“, erklärt Henderson ihre Küchenlinie. Bei den Gästen besonders hoch im Kurs stehen etwa Rilletten von der Ente, Fasan- und Schweinefußpastete oder gerösteter Kürbis mit Linsen und grünem Gemüse. 2012 verriet Henderson unzählige Rezepte in ihrem Kochbuch „You’re All Invited: Margot’s Recipes for Entertaining“, einem 300 Seiten starken Monumentalwerk. 

„Sie ist eine Naturgewalt“, sagte Fergus Henderson, der selbst mit seinem Buch „Nose to Tail Eating“ aus dem Jahr 2004 berühmt wurde, vor fünf Jahren in einem Kurzfilm von Vice über seine Frau. Und es könnte keine treffendere Beschreibung für Margot Henderson geben. Sie verändert das Bild der Frau als Küchenchefin, sie macht unzählige Menschen mit ihren liebevollen Gerichten glücklich und versprüht einen Elan, der für mehrere Küchen reichen würde. Wer den Weg zur Rochelle Canteen einmal gefunden hat, wird ihn garantiert immer wieder gehen. 

www.arnoldandhenderson.com

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