Froschschenkel: Genuss mit schweren Folgen für die Umwelt

Froschschenkel sind ein Traditionsgericht in der französischen Küche. 4000 Tonnen davon werden jährlich in die EU importiert. Tierschutzorganisationen zeigen die negativen Umweltauswirkungen der Delikatesse auf.
Mai 30, 2023 | Fotos: Shutterstock

Schmecken sollen sie wie Hühnchen, Franzosen lieben sie, doch stehen sie auf der Speisekarte, kommt Kermit dem Frosch das blanke Entsetzen. Die Rede ist von Froschschenkeln, dem traditionellen Gericht, das untrennbar mit der französischen Küche verbunden ist. Im April wurde das „Fest der Frösche“ in Vittel gefeiert, wo zehntausende Besucher in nur zwei Tagen etwa sieben Tonnen Froschschenkel verzehren.

Ein Großevent, das zum Nachdenken über die Praxis anregt, Frösche zu verspeisen. Würde der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace noch leben, böte sich das Fest der Frösche als Thema für einen seiner Essays an. In „Consider the Lobster“ referierte er vor knapp 20 Jahren über die ethischen Fragestellungen rund um das Essen von Hummer. Der gravierende Unterschied: Beim Maine Lobster Festival, das im Zentrum des Textes steht, kommen die Hummer, die dort auf den Papptellern landen, zumindest aus regionalem Fang. Froschschenkel, die in Frankreich zubereitet werden, kommen hingegen zum Großteil aus anderen Ländern.

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Rund 4000 Tonnen Froschschenkel werden jährlich in die EU importiert

Schmecken sollen sie wie Hühnchen, Franzosen lieben sie, doch stehen sie auf der Speisekarte, kommt Kermit dem Frosch das blanke Entsetzen. Die Rede ist von Froschschenkeln, dem traditionellen Gericht, das untrennbar mit der französischen Küche verbunden ist. Im April wurde das „Fest der Frösche“ in Vittel gefeiert, wo zehntausende Besucher in nur zwei Tagen etwa sieben Tonnen Froschschenkel verzehren.

Ein Großevent, das zum Nachdenken über die Praxis anregt, Frösche zu verspeisen. Würde der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace noch leben, böte sich das Fest der Frösche als Thema für einen seiner Essays an. In „Consider the Lobster“ referierte er vor knapp 20 Jahren über die ethischen Fragestellungen rund um das Essen von Hummer. Der gravierende Unterschied: Beim Maine Lobster Festival, das im Zentrum des Textes steht, kommen die Hummer, die dort auf den Papptellern landen, zumindest aus regionalem Fang. Froschschenkel, die in Frankreich zubereitet werden, kommen hingegen zum Großteil aus anderen Ländern.

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Rund 4000 Tonnen Froschschenkel werden jährlich in die EU importiert

Galten Froschschenkel früher als saisonale Delikatesse, stehen sie heute das ganze Jahr über auf Speisekarten in zahlreichen Restaurants – hauptsächlich in Frankreich und Belgien, aber auch in den USA. Um die hohe Nachfrage zu stillen, sind Massenimporte notwendig. 1999 wurden 9700 Tonnen Froschschenkel in die EU eingeführt. Heute sind es weniger, doch die Zahl ist – besonders vor dem Hintergrund von Tier- und Umweltschutzbedenken – immer noch erschreckend hoch. Laut einer Studie der Tierschutzorganisationen Pro Wildlife und Robin des Bois importiert die Europäische Union jedes Jahr durchschnittlich 4070 Tonnen Froschschenkel – das entspricht je nach Größe 80 bis 200 Millionen Fröschen.

Indien zog Notbremse

Woher kommen denn nun die Froschschenkel und warum die große Aufregung? In den 1960er bis 1980er Jahren waren Indien und Bangladesch die Hauptlieferanten der EU für Froschschenkel. Doch die Froschpopulationen in diesen Ländern brachen zusammen, was zu Mückenplagen, Schädlingsbefall auf Feldern, Ernteausfällen und erhöhtem Pestizideinsatz führte. Beide Länder zogen Ende der 1980er Jahre die Notbremse und verhängten ein Exportverbot. Seitdem hat Indonesien die Rolle des wichtigsten Lieferanten übernommen. „Unsere Analyse hat ergeben, dass Frankreich jährlich insgesamt mehr als 3000 Tonnen importiert – 80 Prozent davon kommen aus Indonesien, 13 Prozent aus Vietnam, 3,4 Prozent aus der Türkei und knapp 1 Prozent aus Albanien“, berichtet Charlotte Nithart von Robin des Bois.

Dass in diesen Ländern die Froschpopulation und somit das ökologische Gleichgewicht bedroht ist (fehlende Frösche machen den Einsatz von Insektiziden erforderlich), ist nur eine der schlechten Nachrichten. Was Tierschützern noch saurer aufstößt, und den Appetit auf Froschschenkel schnell vergehen lässt, ist die Tatsache, dass in fernen Ländern Frösche bei lebendigem Leib und ohne Betäubung zerlegt werden. Tierschützer fordern seit langem strengere Regeln für die Einfuhr von Froschfleisch.

„Es ist absurd: Die Frösche, die hier in der Natur Europas vorkommen, sind nach EU-Recht geschützt. Trotzdem duldet die EU den Fang von Millionen von Tieren in anderen Ländern – auch wenn dies die dortigen Froschpopulationen bedroht. Das widerspricht auch der neuen Biodiversitätsstrategie der EU“, kritisiert Sandra Altherr von Pro Wildlife. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung: Zumindest die Schweiz will nun eine Deklarationspflicht für tierische Produkte, die ohne Schmerzausschaltung gewonnen werden, einführen. Darunter können auch Froschschenkel aus Südostasien fallen.

Zucht als Alternative

Für eine Alternative sorgt der Fischzüchter Patrick François, der als Pionier auf diesem Gebiet vor 13 Jahren begonnen hat, Frösche in Frankreich zu züchten. Davor waren Restaurants auf Wildfang angewiesen, denn Frösche, die sich von lebendigen Insekten ernähren, waren schwer heranzuziehen. Fançois gelingt das Kunststück, indem er sich einer speziell angepassten Froschart bedient, die auch inaktives Futter für Zuchtfische frisst. Mittlerweile gibt es eine Handvoll Züchter, die ebenfalls Frösche züchten – der enorme Bedarf Frankreichs wird mit der Zucht jedoch bei weitem nicht gedeckt. Und so wird das Thema die Tierschützer zweifellos weiterhin beschäftigen.

Mehr lesen: Ian G. Warkentin et al.: Eating Frogs to Extinction (Internet Archive, engl.)

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